Wer eine Gagshow voller Videospielklischees sucht, braucht auf den versammelten Videoportalen nicht lange zu suchen. Aus dem Stehgreif fällt „College Saga“, ein Kurzfilm von Mark Leung, der bereits seinen eigenen Artikel auf Kollisionsabfrage gekriegt hat. Aber kommen wir zu „Press Start The Movie“, einer abendfüllenden Filmproduktion von Ed Glaser. IMDB kennt keine weiteren Produktionen seiner Dark Maze Studios, interessanterweise scheint er aber den US-Vertrieb der türkischen Produktion „Korkusuz“, auch als „Turkish Rambo“ bekannt, übernommen zu haben. Auf der Dark Maze Webseite finden sich allerdings noch Verweise auf eine Webserie namens „RoboGirl“ und „Press Start 2 Continue“, welches 2010 erscheinen soll.

It’s dangerous to go alone! Take this!

Sobald der Vorspann, eine Montage von Videospielszenen, die an die 8- und 16-Bit-Ära erinnern, durchgelaufen ist und die erste Realfilmszene auf dem Fernseher erscheint, werden die ersten Zuschauer spontan in Panik aus dem Raum flüchten: Press Start sieht, nicht anders als die YouTube-Konkurrenz, aus wie ein Home Movie. Doch es hat etwas, was andere Home Movies nicht haben – ein ordentliches Skript (geschrieben von Kevin Follard), dass die 100 Minuten Laufzeit nicht nur zusammhält, sondern tatsächlich über die technischen Schwächen und das kaum existierende Budget hinweghilft.

In a world, much like our own…

Die Hintergrundgeschichte ist schnell erzählt. Der Protagonist Zack Nimbus (Joshua Stafford) lebt in einer seltsamen Videospielversion von Nordamerika, in der er erstmal ein Schalterrätsel lösen muss, um sein Badezimmer zu betreten. Auf einem Botengang durch sein geliebtes Heimatdorf begegnet Zack nicht nur einer Horde von Kindern, die den ganzen Tag nur mit Trading Cards spielen, sondern auch zwei Mitgliedern der Rebellion – der Weltraumheldin Sam (Lauren Chambers) und dem Ninjakämpfer Lin-Ku. Wo es eine Rebellion gibt, muss es auch einen Bösewicht geben.

Does my dog have WORMS again? The ones with the BAZOOKAS?

Diesen gibt Graf Nefarious Vile (Peter A. Davis), der, wenn er nicht gerade seinen Assistenten Johnson (J.W. Morrissette) zur Verzweiflung bringt, Schrecken und Verzweiflung über das Land bringt. Zusammen müssen die Helden drei Relikte bergen, die das Tor zur Festung im Tal der Schatten öffnen und Graf Vile höchstpersönlich das Handwerk legen. Auf ihrem Weg müssen sie sich an übelgelaunten Baummonstern, Lin-Kus Nemesis Captain Psychodrive und einem verlassenen Forschungslabor voller Nazidämonen, erweckt durch Zombies, kämpfen.

That’s the stupidest idea I’ve ever heard!

Der Film zitiert alle möglichen Videospielklischees von rundenbasierten Kämpfen bis zu Händlern, die in der verlassensten aller Gegenden Ausrüstung zu sehr, sehr vernünftigen Preisen anbieten. Noch mehr davon gibt es in DVD-Extras wie „Dial V for Vile“ und in den eher mäßig animierten Press Start Adventures, kleinen Flashanimation, die begleitend auf der offziellen Webseite veröffentlich wurden. Es gibt sogar ein paar kleine Kameos in Press Start. Daniel und Carlos Pesina spielen die Meister von Lin-Kus Ninjaclan, die beiden kennt man unter anderem aus dem originalen Mortal Kombat, wo sie Johnny Cage, Raiden, Scorpion, Sub-Zero und Reptile verkörpert haben. Der eingängige Soundtrack ist erfrischenderweise auch nicht aus diversen Videospielen zusammengeklaut, sondern eine Originalkomposition von Jake Kaufmann, der bereits die Musik für Videospiele wie Contra 4 und Red Faction Guerilla geschrieben hat und in seiner Freizeit an Chiptunes schraubt.

We don’t have enough money for way too many throwing stars!

Press Start The Movie ist ein herrlicher Spaß und ich kann jedem, der in der Zeit der guten alten Videospiele großgeworden ist, nur empfehlen, die Kreditkarte zu zücken. Eine NTSC-DVD ohne Region Code kriegt man für rund 15 Euro (Versand eingerechnet) auf der offiziellen Webseite oder bei verschiedenen Versandhändlern wie Amazon.com.