Stealth-Spiele üben einen komischen Reiz auf mich aus.
Einerseits find ich die Idee, sich unbeachtet durch Feindesgebiet zu pirschen sehr interessant und cool, doch meistens, wenn ich ein solches Schleichspiel zocke, ertappe ich mich doch dabei, wie ein Idiot den Feuertrigger durchzuziehen und mich anschließend zu wundern, warum ich denn nun wieder gestorben bin.
Ähnlich ging es mir auch beim ersten Splinter Cell. Damals auf meiner Old-Gen-Box. Viel mehr hatte ich mir damals mental einen auffe Grafik gehobelt, als gespielt. So gingen dann auch die Nachfolger an mir vorbei. Conviction reizte mich dann aber auch so sehr, (vielleicht auch bedingt durch meine offene Liebe zu Batman Arkham Asylum) daß ich es mir zumindest ausgeliehen habe.

Hurra-Patriotismus

Also, Storymäßig gingen mir vielleicht ein paar Anspielungen flöten, grundsätzlich schafft es der Plot aber auch Neueinsteiger zu bedienen.
Was jetzt aber auch nicht so schwierig ist, bei dieser Allerweltsgeschichte.
Kleines Quiz: Welche Bösewichte können am fiesesten den „amerikanischen Traum“ zerstören?
Nazis und Russen fallen raus.
Ah, da, letzte Reihe, Mister Clancy, Ihre Antwort?
Amerikaner? BINGO!
*gähn*
Die amerikanische Präsidentin(!) soll gestürzt werden und der einzige, der dies verhindern kann, ist unser lieblings Dreiauge Sam Fisher. (Off Course).
Witzig, daß die Fieslinge selbst an Sammy herantreten und in zum Tanz bitten. Der hockt nämlich am Anfang noch auf Malta im Exil und hätte sich auch nicht von dort bewegt, wenn man ihm keine Attentöter aufgedrängt hätte. Sei es drum, ansonsten hätte ich auch nichts zum spielen gehabt. Es sei denn, man empfindet es als Spiel, seinem Charakter was zum trinken an den Mund zu führen. Heavy Rain, anyone? [Anm. v. H.Lekt0r: Von einem Schattenfleck zum anderen zu springen ist auch nicht viel spannender …]

Schon sehr schnell merkt man, was die Entwickler meinten, als sie sagten, daß Conviction (irgendwie muss ich bei dem Titel immer an Konfektion denken) einsteigerfreundlicher wird. Nahezu alles wird mit nem einfachen Knopfdruck erledigt. Sich anlehnen – linker Trigger, Nahkampfaktion – B (und das egal, ob der Böse einen sieht, wieviel Kugeln Fishi gerade geschluckt etc – nah ran gehen, B, Bäm, Tod).
Zur Hilfe färbt sich gleich gesamte Bildschirm Schwarz/Weiß, sobald man nicht mehr gesehen wird. Und wenn man einen Nahkampf erfolgreich gekämpft hat, kann man bis zu VIER Leute markieren, die dann alle sofort per Headshot erschossen werden.
Achja, zur nächsten Deckung hechtet man auch noch automatisch, die Pistole ist

  • A.) Bärenstark und
  • B.) Ad Infinitum Munition ist inklusive.

Gadgets hat man natürlich auch: Splittergranaten, EMP Granaten, mobile Kameras (explodierbar), ferngezündete Minen, mobiles EMP. Apropos EMP. Wann kommt endlich die Todesstrafe für Nutzung des EMP´s als Plot Device?
Und ich meine jetzt damit nicht den Katalog…
Das Gegnerverhalten ist manchmal auch nicht so straight schlau. Nicht selten stapelten sich Leichenberge und die Henchmänner kamen trotzdem noch freudig erregt zu Papa Fisher.
Das alles macht das Spiel natürlich recht simpel, vielleicht schon etwas zu simpel. Ich schätze, daß man den Singleplayer innerhalb von circa 7 Stunden durch hat. Maximal. Auf Normal.

Please kill this man! -> (O_o)

Noch etwas, was meiner Meinung nach erwähnt werden muß, ist die Präsentation des Games. Was ich anfangs noch für ein nettes Gimmick hielt, da es mich sehr an den Vorspann von Panic Room erinnerte, wurde mit zunehmender Spieldauer doch eher nervig. Und das ist die Tatsache, daß sämtliche Missionsrelevanten Aufgaben in die Spielefeld projeziert werden, sprich auf Häuser, Autos, Marktstände etc.
Das geht sogar soweit, dass bei der finalen Konfrontation der Fußboden dir sagt, was du tun mußt, um zu gewinnen.
Hinzu kommt noch eine nette Wackelkamera, ein reißerischer Score und die Synchronstimme von Nicolas Cage nach 2 Schachteln Zigaretten und fertig hat man seinen, auf Hochglanz polierten, Actionschleicher. Action with a capital A. Was mir auch gut gefallen hat, sind die Verhöre. Ähnlich wie in Bourne Identity wird die Umgebung dazu benutzt, um ein paar Infos mehr zu bekommen. Dazu reicht ein Knopfdr… ach, lassen wir das lieber.

Ich muß aber wohl sagen … es hat mir schon ein wenig Spaß gemacht. Sicher, viele Fans werden aufgrund des starken Actionanteils, der vereinfachten Steuerung und des lauwarmen Plots nicht so ihre Freude daran haben, ich hab mich aber zeitweise gut unterhalten.

Schlußum … mehr als ne Ausleihe würde ich dem Titel aber trotzdem auch nicht zugestehen. Interessant für Leute, die auch gerne mal einen seichten Actioner sich geben wollen und die nicht sofort kotzen müssen, sobald ein reiner Amerikaner sein reines Amerika rettet.