Eigentlich wollte ich Transcripted an einem freien späten Nachmittag nur einmal kurz ausprobieren. Ich hatte gerade ein paar Telefonate hinter mich gebracht und mir gerade einen Kaffee gekocht, als ich mir dachte: Ein kleines Puzzlespiel zur Zerstreuung und zur Einleitung des Feierabends kann keine schlechte Idee sein.

Pustekuchen.

Die geplante kurze Spielsession resultierte darin, dass ich ganze drei Stunden vor dem Monitor hing und darüber hinaus sogar noch meinen Kaffee vergaß. Der war völlig kalt geworden, aber meine Hirnzellen haben so geglüht, dass mir danach eher nach einem Kaltgetränk war.

Gen-Cocktail

Transcripted ist eine Fusion aus Shooter und Puzzlespiel. Der Actionpart orientiert sich dabei an den fünfhundertzweiundzwanzig anderen Twin-Stick-Shootern[1] dieser Welt und steuert sich wie gehabt über die WASD-Tasten und der Maus. Power-Ups, Schilde, verschiedene Schussarten – man kennt es in allen Variationen und dieses Spiel macht es nicht wesentlich anders. Der Puzzleteil lehnt sich dagegen eher an Zuma an: In einer Farbkette müssen weitere Elemente der gleichen Colorierung einsortiert werden, damit diese sich nach und nach auflöst. Das passiert, wenn man drei Farbblöcke in einer Reihe schaltet und ähnlich wie beim Vorbild lassen sich auch Combos erzeugen, indem man durch die geschickte Platzierung andere Farbreihen aufeinander prallen lässt. Der besondere Spielwitz an Transcripted ist dabei, dass das Programm uns die beiden Elemente nicht nacheinander spielen lässt, sondern in Kombination in einem Spiel. Man wird also von allen Seiten von immer stärker werdenden Gegnern angegriffen, während man gleichzeitig kombinieren muss. Das erfordert Koordinationstalent und wird mitunter in den späteren Levels sehr knackig, aber niemals unfair.

transcripted_deko1Das Szenario des Spiels gibt dem Geschehen einen passenden Rahmen: In einem Biolabor muss ein junger Forscher dabei helfen eine ausbrechende Seuche einzudämmen. Dazu steuert er einen Nanoroboter durch ein Zellwirrwarr hindurch und bekämpft quasi unter dem Mikroskop die feindlichen Viren und Bakterien. Die Farbkette ist dabei ein Pseudo-DNA-Strang, und richtig, die Geschichte erfordert, dass dieser aufgelöst bzw. decodiert wird.

Schön dabei: Die Handlung ist tatsächlich angenehm spannend, manchmal sogar witzig, obwohl sie ausschließlich über Sprachnachrichten und Dialoge mit der KI des Laborsystems erzählt wird. Die Charaktere sind sogar im Deutschen gut vertont und die Tatsache, dass man ähnlich wie in Uplink ausschließlich das Geschehen auf dem Monitor der Arbeitsstation des jungen Forschers verfolgt, regt die Fantasie durchaus an. Keine Selbstverständlichkeit für ein Puzzlespiel. Umso schöner, dass es hier funktioniert!

Abwechslung unter dem Mikroskop

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Transcripted muss sich leider den Vorwurf gefallen lassen optisch nicht die grösste Mannigfaltigkeit zu besitzen und vielleicht einen Tick zu schnell mit der Kampagne voranzuschreiten. Das Spiel addiert neue Elemente, ehe man sich an die gerade gelernten gewöhnt hat. Das bringt auf der anderen Seite aber viel Variantenreichtum ins Spielgeschehen: Es bleibt nicht nur bei dem oben beschriebenen Grundprinzip, sondern es tauchen neben Bosskämpfen auch viele Abwandlungen auf, die Ermüdungserscheinungen schon im Keim ersticken. Später im Spiel müssen wir zum Beispiel bestimmte Farben konsumieren, um den Nanoroboter von Vergiftungen zu befreien, spezielle Gegner geben spezielle Blöcke frei oder der Strang muss statt zerstört sogar beschützt werden. Fast obligatorisch, aber trotzdem motivierend: Der Nanobot kann durch gesammelte Punkte – die natürlich höher sind je schneller und combo-reicher man spielt – in seinen Fähigkeiten aufgerüstet werden. Das ist nach einer Zeit auch bitter nötig. Nach der Kampagne bleibt darüber hinaus noch die Option sich im Challenge-Modus auszutoben.

Ein schönes Spiel also, dass mich angenehm überrascht hat. Transcripted kann sich von thematisch ähnlichen Twin-Stick-Shootern, wie etwa Nucleus oder Blast Factor, abheben und ist in dieser Form eine Kombination von Spielelementen, die mir so noch nicht untergekommen ist. Notiz an mich: Vor der nächsten Runde Transcripted den Kaffee austrinken und etwas Zeit mitbringen.

Transcripted
Transcripted fühlt sich so an, als würde ich meinen Blick nicht von einem Mikroskop lösen können. Das Schauspiel ist faszinierend, meine Entdeckungen dabei lohnenswert, und ständig ergänzt mein imaginärer Assistent im Laborraum das Erlebte mit weiteren Hintergrundinformationen. Ein schönes, kleines Spiel.


8Gesamtwertung
  1. [1]Twin-Stick-Shooter sagt man seltsamerweise auch noch, wenn man es mit Maus und Tastatur spielt … hmmm …