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13.09.14: Frust auf der Venus

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Freiberuflicher Autor und Mediengestalter. Liebt Silent Hill 2, Okami, Nier, Dead Space, Alpha Centauri, Motorstorm Apocalypse, Antichamber & Shadow of the Colossus.


Nun habe ich die Venus erreicht und mir eröffnete sich abermals eine wundervolle Landschaft. Sie ist eine Mischung aus Gebirge, einer verfallenen Stadt und einem Dschungel. Und ja, alles ist irgendwie giftig grün. Kein gemütlicher Ort, aber immerhin schön.

Dort läuft mir ein neuer Gegnertyp über den Weg: Die Vex. Das sind im Prinzip roboterartige Wesen, die mich sehr an das Design von dem Film Metropolis erinnert haben. Mit einem kleinem Touch Dr.Who. Schießt man ihnen den Kopf ab, bekommen sie einen Kurzschluss, drehen komplett durch und stürmen blind und wild feuernd auf einen zu. Die gleiche Panik wie bei den Hive-Wesen bekomme ich dadurch zwar nicht, aber es macht trotzdem ungeheuer Spaß die Blechbüchsen zu zerlegen. Ein wenig hat mich das Treffer-Feedback an Binary Domain erinnert, was ebenfalls sehr befriedigend war.

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Zwischenzeitlich habe ich Level 12 erreicht und ich bin immer noch erstaunt, wie perfekt Bungie diesen Flow in Kämpfen hinbekommen hat. Der ständige Wechsel zwischen Nachladen, Nahkampf und Deckungssuche ist grandios abgestimmt und auch das Gegnerverhalten ist toll daran angepasst – auch wenn sie nicht die hellsten sind. Wenn es darum geht sich nach einem langen Tag etwas abzureagieren, ist Destiny eine gute Wahl.

Die Geschichte frustriert mich dennoch zunehmend. Ständig sammle ich Karten ein, die ich auf eine Webseite von Bungie weiterleiten wollen. Das heisst also, das Hintergrundinformationen erst gar nicht im eigentlichen Spiel enthalten sind! Kein Log, keine digitalen Dokumente. Wenn du mehr wissen möchtest, musst Du das Spiel verlassen und eine Wiki am Computer bemühen. Es ist spürbar, dass die Game Writer leider erst spät zu dem Projekt hinzugezogen wurden, und manche Zwischensequenzen sind schlechtweg lächerlich. In einer Szene, wo die Urheberin des geheimnisvollen Funkspruchs vorgestellt wird, legt die Kamera großen Wert darauf die stolzierenden Helden möglichst gut in Szene zu setzen, aber etwas spannendes wird dabei nicht erzählt. Nein, diese Roboterfrau sagt sogar folgendes: „Ich habe keine Zeit zu erklären, weshalb ich keine Zeit habe etwas zu erklären.“ Ernsthaft? WTF!?! Aber es war ein Schlüsselmoment für mich: Mir wurde bei dieser Dialogzeile klar, dass sie unweigerlich das gesamte Problem des Plots von Destiny beschrieb.

„Ich habe keine Zeit zu erklären, weshalb ich keine Zeit habe etwas zu erklären.“

Ich verlor das Gefühl für Progression.

Zudem habe ich seit Level 10 das Gefühl für Progression verloren. Es dauert lange, bis man einen neuen Level erreicht, und das Spiel möchte umso mehr von mir, dass ich Multiplayer-Missionen und Grinding-Aufgaben erfülle, ehe ich mit der Geschichte fortfahre. Immerhin sind die Strikes ganz cool: Zu dritt nimmt man es mit übermächtigen Gegnern auf und man muss wirklich gut zusammenarbeiten, bis man sie besiegen kann. Viel lieber hätte ich diese Missionen aber als optionale Zerstreuung neben der Story gehabt, als als notwendiges Element.

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Ehrlich gesagt ist mir zwischenzeitlich egal geworden, ob ich Level 3, 8, 10, 12, 300, 4028 oder 73037173 habe. Stark zu sein ist sehr nett, wenn man in ältere Level zurückkehrt und merkt, dass man einfach so durch die Gegnerreihen durchspazieren kann, aber ich gebe einen Scheiß auf die Zahl neben meinem Spielcharakter. Was mich jetzt nur noch motiviert, ist zumindest noch einmal den Mars zu betreten. Welch Ironie, dass der Drehsinn der Venus in der Realität retrograd ist. Hatte ich auf dem Mond noch tierisch Bock auf Destiny, ist mein Interesse seit meiner Ankunft auf der Venus gehörig gesunken. Das Spiel beginnt mich zu frustrieren. Zeit für eine kleine Pause und etwas Abstand.

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