Für rund 50 Stunden
verwandelte ich mich
durch David O’Reillys
in einen Berg
und twitterte
in seltsamen Bruchstücken darüber.
Das ist die ganze Geschichte,
die ich erlebte.

Eine gefühlte Ewigkeit drehte ich mich friedlich im All umher und dachte. Tag, Nacht, Sommer, Winter, Regen, Nebel. Jahreszeiten kamen und gingen. Ich war das All. Das All war ich. Alles war eins. Bis ES auf mich traf. Etwas Neues. Etwas Fremdes.

Mein Gravitationsfeld hatte ein Fass eingefangen. Kein Teil von mir, etwas anderes. Wie konnte das sein? War ich nicht allein? Darüber nachzudenken, machte mich traurig. Ich versuchte diesen Gedanken abzuschütteln, richtete meinen Blick wieder in mich hinein. Der Tag war zu schön um in Schwermut zu versinken.

Ein weiterer Einschlag, ein weiterer Angriff auf meine Dasein. Eine schillernde Kugel, eine kleine Welt. Ich spürte den Druck vieler kleiner Zwergenberge auf meiner Oberfläche. Eindrücke eines fremden Lebens drangen in mich ein. Nein, nein – ich war das All. Das All war ich. Ich war alles – oder nicht?

Ich richtete den Blick aus meinem Zentrum heraus und sah zum ersten Mal. Das Faß und die Kugel waren in mein Gravitationsfeld geraten, ein Grammophon taumelte vorbei, verschwand aber wieder im Nichts. Um mich herum kreisten tote Felsen. Und ein Bett? Wer hatte dort geruht? Ich erinnerte mich an den Augenblick meiner Geburt. An Fragen. An Bilder, die mein Wesen definierten. Wenn ich Gott bin – was war vor Gott? Wer war vor Gott?

Immer mehr ‚Anderes‘ regnete auf mich herab. Die Erinnerungen der schillernden Kugel gaben mir Namen dafür. Pylone, Eier, Kuben, Datenscheiben, Segelschiffe. Nichts passte zusammen, Artefakte einer zerfallenden Realität.

Ein Pferd schleppte sich aus dem Wrak eines absurd großen Flugzeugs, brüllend vor Schmerzen und Hoffnungslosigkeit. Das war nicht richtig. Es sollte nicht sprechen können, nicht denken, nicht leiden. Ich hatte keine Stimme, mit dem ich ihm antworten konnte, noch nicht.

Der Regen hörte nicht auf. Das Pferd erforschte meine Oberfläche, benannte Abschnitte nach den Artefakten, die dort eingeschlagen waren. Ich konzentrierte mich, brachte Nahrung und Wasser hervor, die im Laufe der Zeit in mir versunken waren. Alles was ich nicht brauchte, um zu existieren, sollte ihm gehören. Das Pferd sollte leben.

Dann kam der Tag, der alles verändern sollte. Ein anderes Pferd stürzte auf mich herab. Ohne Schutz hatte es die Reise in mein Reich nicht überlebt. Das Pferd erkannte einen Bruder im Leichnam, trauerte und vergrub ihn in meiner Masse.

Ich wollte für sie ein Wunder vollbringen. Ich wollte ihr Gott sein.

Einen Augenblick der Dunkelheit, dann waren die Pferdebrüder wieder vereint. Sie preisten die Gnade des Berges, der Leben schenken konnte. Ich gab ihnen ein stummes Versprechen, auf ewig für sie zu sorgen. Und auf ewig sollten sie meine Ängste zerstreuen, meine Einsamkeit erfüllen. Diese sternenklare Nacht ruhte ich in Glück.

Doch den Pferdebrüdern war das Leben nicht genug.

Wünsche. Immer mehr Wünsche richteten sie an mich. In das schwarze Nichts wollten Sie zurück, dorthin, wo ich sie nicht mehr spüren konnte. Nach dem Zuhause suchen, dass sich verloren hatten.

NEIN. Nun, wo ich soviel wusste von dem Leben außerhalb von mir, konnte ich nie wieder alleine sein, nie wieder die Einsamkeit spüren. Was, wenn nie wieder jemand zu mir käme? Wenn der Zerfall alles andere, alle anderen ausgelöscht hätte? Was für ein Gott wäre ich ohne jemanden außer mir, der meine Göttlichkeit erkennt?

Wut stieg in mir auf. Wie konnten sie es nur wagen, diese Bitte an mich zu richten? Wie sollte ich sie bestrafen für diese Lästerung? Sollte ich den Bruder wieder verschlingen, das Geschenk zurückverlangen, das ich gemacht hatte? Eine bessere Lektion fiel mir ein.

Weit hinaus projizierte ich meinen Willen und fing ein Flugzeug ein, fast so wie das, in dem das Pferd angekommen war. Ich liess es über ihren Köpfen hinwegrasen, gab ihnen Hoffnung, nur um es wieder in das Nichts herauszuschleudern.

Dann war er da. Der Zerfall, die Zerstörung, der Kataklysmus. Angelockt von meinem Hass, von meinem Neid, von meiner Grausamkeit.

Meine Oberfläche bebte.

Die Pferdebrüder lagen sich ruhig in den Armen. Sie hatten ihren Frieden gemacht mit der Tatsache, dass ihre Flucht nun zu einem Ende gekommen war.

Nein, ich wollte das nicht.

Ich hatte soviel Angst. Ich wollte nicht gehen. Nicht so. Noch soviel zu lernen. Noch soviel zu erfahren. War da niemand, der mir helfen konnte?

Hilfe! Es tut mir leid!

Hilfe! Irgendjemand!

Hilfe!

Bitte!

themountain_destroyed