Seit Blizzard 1997 das erste Diablo veröffentlichte, fragen sich gleichermaßen Spieler wie Entwickler, was die Faszination der Spieleserie ausmacht. Eine wahre Flut von ähnlich angelegten Spielen kam in den folgenden Jahren auf den Markt, aus denen aber erst der offizielle Nachfolger im Jahr 2000 mit seinen ausbalancierten Charakterklassen und der großen der Vielfalt an auffindbaren Gegenständen herausstach. Auch zehn Jahre nach dem Erscheinen gehören Diablo II und die Erweiterung Lord of Destruction noch zu den populären Online-Multiplayerspielen.

Unter dem Banner von Runic Games versuchen sich nun ein Teil der Originalentwickler an einer neuen Interpretation des Hack’n’Slay-isters. Auf Basis einer Open-Source-Engine und ohne alles aufwändige Beiwerk wie Rendersequnzen erscheint ihr Downloadtitel Torchlight.

Im Licht der Fackel

Die Charaktererstellung ist schnell erledigt. Man wählt einen von drei Charakteren aus. Den Destroyer als klassischen Nahkämpfer, den Zaubersprüche klopfenden Alchemisten oder die Vanquisher, eine Fernkämpferin die ihre Haut mit Armbrust, Schrotflinte oder Pfeil und Bogen verteidigt. Dann wählt man sich noch einen tierischen Begleiter aus – einen Hund oder eine Katze, die sich spielerisch nicht unterscheiden.

Nach einer einleitenden Texttafel übernimmt der Spieler die Kontrolle über die Spielfigur in dem namensgebenden Minenstädtchen Torchlight. Dort wird das seltene Erz Ember abgebaut, Grundstein für den magischen Reichtum dieser Welt. Torchlight selbst ist eher zweckmäßig aufgebaut, die Händler und andere Dienstleister stehen vor ihren Häusern und warten auf Kundschaft. Auf der Ostseite der Stadt lädt ein kleiner Weiher zum Angeln ein, auf der Westseite der Stadt lädt der Eingang zur Mine zum Monsterschnetzeln ein.

Kennen wir uns nicht?

Schon nach wenigen Sekunden fühlt sich der Diablo-Veteran in der Welt von Torchlight heimisch. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt Matt Uelmen, der auch schon Musik und Soundeffekte für die Diablo-Serie angefertigt hat. Grafisch geht Torchlight seinen eigenen Weg und setzt auf einen polygonarmen Comicstil mit überzogenen Proportionen, durch den das Spiel auch auf leistungsschwachen Rechnern wie Netbooks eine gute Figur macht.

Von der Mine aus kämpfen sich Held und Haustier durch eine von Untoten bevölkerte Gruft, einen unterirdischen Dschungel, an einer von Wasserfällen umschlossenen Monstersiedlung vorbei, durch ein auf einem Lavasee schwimmendes Gefängnis, eine verlassene Zwergenfestung und einen von Dämonen bevölkerten Palast. Das Spielgeschehen spielt sich dabei strikt in zwei Dimensionen ab, auch wenn durch Treppen und Brücken der Eindruck von Tiefe entsteht.

Die Steuerung setzt auf die etablierten Genrestandards und setzt sogar noch einige Komfortfunktionen oben drauf. Hund oder Katze haben nicht nur ihr eigenes Inventory, sondern können auch eigenständig den Weg in die Stadt zurückfinden, um einen ordentlichen Preis für die gesammelte Beute herauszuschlagen. Die Vierbeiner sind noch dazu äußerst wandlungsfähig. Füttert man sie mit einem der selbst gefangenen Fische, nehmen sie für einige Minuten die Gestalt eines Gegnertypen an. Auch in der Grundform sind sie bereits ordentlich wehrhaft, neben einem scharfen Gebiss können sie sogar bis zu zwei Zaubersprüche lernen. Was kann cooler sein, als ein nekromantischer Hund, der nicht nur Zombies erweckt, sondern auch mit Feuerbällen um sich schmeisst?

Am Ende der Motivationskurve

So besessen ich Torchlight in etwa 30-40 Stunden durchgespielt habe, nach dem Triumph über den Endboss werde ich vorerst wohl nicht zurückkehren, obwohl noch viele Nebenquests und ein frisch freigeschalteter Endlosdungeon auf mich warten. Die zufallsgenerierten Level sind dafür einfach zu beliebig, hier fehlt dann eben doch das Beiwerk, welches die Welt lebendig erscheinen lässt. Auf einen Multiplayermodus hat Runic Games zugunsten eines angedachten MMORPGs in der gleichen Welt verzichtet, dafür wird einen Leveleditor namens TorchED zum Download angeboten.

Wer die Demo von Torchlight installiert, hat bereits das vollständige Spiel auf der Festplatte, die Spieldauer ist lediglich auf zwei Stunden begrenzt. Das reicht mehr als aus, um dem Spiel zu gnadenlos zu verfallen. Für faire 20 Dollar (ca. 15 Euro) erhält man einen Freischaltcode, der für unbegrenzt Spielspaß gut ist. Im Frühjahr 2010 wird Torchlight voraussichtlich auch im regulären Einzelhandel erscheinen.