Als OnLive 2010 gestartet ist, war ein Teil von mir von dem Konzept und der Technik hinter dem Streaming-Dienst fasziniert, aber ein anderer Teil befürchtete ebenso das bevorstehende Ende von Retail-Fassungen. Ich bin ein Mensch, der sich gerne Sachen ins Regal stellt, verstehe im Gegenzug aber völlig, dass es auch viele Personen gibt, die keine Lust haben Platz für irgendwelches Zeug zu verschwenden. Für die sind Streaming-Dienste sicherlich interessant und hinzu kommt ja noch, dass man sich nicht einen teuren PC zusammenstellen muss, um in den Genuss von neuen PC-Titeln zu kommen. Und sogar auf dem iPad spielen kann. Soweit die Theorie. Tatsächlich hat OnLive schon Ende 2012 massive finanzielle Probleme bekommen und der Dienst stagniert ziemlich. Da Sony aber Gaikai aufgekauft hat und bald einen ähnliche Konkurrenten für PS4 in Petto hat, dürfte die Idee des Spiele-Streamings längst nicht ausgestorben sein.

OnLive hat parallel zur passenden Applikation für Deskop-Computer und Tables auch ein kleines Gerät veröffentlicht, welches schlicht OnLive Game System getauft worden ist. Ein befreundeter Blogger aus den USA hat mir Anfang 2013 ein Exemplar rübergeschickt und es war mir sogar möglich mich von Deutschland aus einzuloggen. Doch irgendwann danach hat OnLive Nutzer aus nicht offiziell unterstützten Ländern gesperrt und so war es mir leider nicht möglich Videomaterialen zu capturen, da ich die dazu nötige Hardware erst später gekauft hatte. Schade. Mein Eindruck war aber: Die Verzögerung war von Deutschland aus spürbar und die Kompression hat mich massiv gestört, wenn es um schnelle Spiele ging. Trotzdem war es schon sehr faszinierend einen Ego-Shooter als Stream zu spielen, blitzschnell zwischen anderen Spielen hin und her zu wechseln und dabei gerade einmal ein extrem leises, kaum sichtbares Gerät zu nutzen. Das ist schon ein angenehmer Unterschied zu einer ollen PC-Kiste. Bei langsameren Spielen, wie etwa Braid, ist die Bildqualität und Spielbarkeit sogar richtig gut. Nur Rennspiele, wie etwa Dirt 2, sind mir negativ aufgefallen. Vermutlich ist in den USA die Spielbarkeit von Titeln, die Reaktionen in Sekundenbruchteilen erfordern, wesentlich besser.

Die Microconsole verstaubt also bei mir, da ich auch keine einfache Möglichkeit habe einen Proxy vorzuschalten. Also ab damit auf eBay! Während ich diese Zeilen schreibe ist das Ding längst an einen technikbegeisterten Käufer gegangen, aber ich habe vorher noch ein paar Fotos gemacht, um einen Eindruck von der Hardware vermitteln zu können.

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Eine Verpackung ist prinzipiell erst einmal egal für das eigentliche Produkt, aber konsumfreudige Käufer, die für ihr Leben gerne Unboxing-Videos anschauen oder produzieren, würden damit sehr glücklich werden: Schwarz, schlicht, stabil.

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Auch Innen präsentiert sich die gesamte Verpackung recht schlicht. Wie Apple eigentlich. Nur invertiert.

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Die Microconsole. Ein echter Staubfänger, sehr schlicht, und kaum größer als eine Zigarettenschachtel. Ich finde das Design ziemlich geil.

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Auf der Vorderseite befinden sich zwei USB-Eingänge und der Einschaltknopf.

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Die Rückseite bietet alle wichtigen Anschlüsse. WLAN unterstützt das Gerät nicht.

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Die Unterseite mit Gummifüßen und allen obligatorischen Angaben. Und ja: Das Gerät wird im Betrieb auf der Oberseite tatsächlich überraschend warm.

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Ich habe mittelgroße Hände und kann das Gerät gut umfassen. Es passt locker flockig in die Hosentasche.

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Der Controller ist äußerst stabil und wertig. Das Tastenlayout richtet sich nach Xbox/PS3-Gewohnheiten. Unten gibts noch ein paar Funktionstasten.

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Leider gibt es keine Möglichkeit den Controller am PC oder Mac nutzbar zu machen. Sehr schade.

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Natürlich dürfen die obligatorischen Schulterbuttons nicht fehlen. Diese fühlen sich auch echt gut an und reagieren promt.

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Betrieben wird der Controller wahlweise mit einem eigenem Akku oder AA-Batterien, wofür ein passendes Batteriefach beiliegt.

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Die Statusleuchte des Controllers? Sexy!

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Der Controller liegt super in der Hand und hat ein angenehmes Eigengewicht. OnLive verkauft separat eine Fassung, die auch per Stick an den PC / Mac angeschlossen werden kann. Diese Fassung hier kommuniziert leider nur mit der Microconsole.

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Schaltet man das Gerät ein, wird man als Erstes vom Firmenlogo begrüsst.

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Beim ersten Start muss der Controller selbstverständlich verbunden werden. Die Einstellung merkt sich das Gerät bei den folgenden Starts.

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Tja, und weiter komme ich nicht. Logge ich mich in Deutschland ein, verweigert der Dienst mir den Zugang.

Oh ja, ich war ziemlich in den Controller verliebt! Leider gibt es wirklich überhaupt keine Möglichkeit ihn am PC oder Mac nutzbar zu machen, womit man ihn noch nicht einmal für die Desktop-Version von Onlive verwenden kann. Das Unternehmen hat ein wenig später aber eine Fassung des Controllers veröffentlicht, die man mit einem Stick am Computer oder ans iPad anschließen kann. Dieser würde mich definitiv reizen, wobei der Import aus den USA dafür aber sicherlich, naja, etwas zu teuer ist.

Vielleicht wird OnLive sich nach dem finanziellem Sturz erholen und wird irgendwann auch in Europa breiter verfügbar, auch wenn die deutschen Internetleitungen das nur in Ballungsgebieten mitmachen würden. Egal, welcher Streaming-Dienst das Rennen machen wird: Vielleicht haben wir in ein paar Jahren alle nur noch so eine kleine Zigarettenschachtel unter dem TV stehen?