Seit 200.000 Jahren ist bekannt, dass der Mensch ein Rudeltier ist. Wir bauen Unterkünfe damit unsere Familien zusammen an einem Ort wohnen können, wir gründen Vereine um uns mit Gleichgesinnten kurzzuschließen, wir haben sogar Sprüche a la „Gemeinsam sind wir stark“. Zusammenfassend kann man also sagen, dass gemeinsame Aktivitäten in unserer Natur liegen, ja, uns zu dem machen, was wir sind.

Das verhält sich natürlich auch so mit der an und für sich recht geselligen Tätigkeit namens „Spielen“. Wir spielen gerne mit- und gegeneinander. Welcome to the third place, und so. Ein recht populäres Beispiel ist gewiss der Fußball, der auf der einen Seite natürlich ein Leistungssport ist. Auf der anderen Seite aber auch „nur“ ein Spiel. Es geht um die Competition. Der Sieger kann am Ende sein hämisches Lachen in seines Gegners Gesicht pfeffern.

Für uns Gamer war es schon immer die pure Freude seinem Gegner kurz vor der Ziellinie noch schnell einen roten Panzer ins Heck zu werfen um dann – und da taucht es wieder auf – hämisch lachend Erster bei Mario Kart zu werden. Oder mit der Golden Gun all seine Kontrahenten auszuschalten und am Ende der Goldeneye64-Runde mit den meisten Kills dazustehen.

Wie schön das doch alles ist, dieses „zusammen Spielen“. Und ach, wie gesellig. Nur schleicht sich mittlerweile ein recht seltsamer Trend in Videospielen ein: „Splitscreen? Nee, danke!“ Potenzielle Spaßgranaten wie EAs Burnout Paradise kommen KOMPLETT ohne Splitscreen aus und konzentrieren sich auf den Onlinemode. Achja, da war ja was: „Wer DSL hat, braucht doch kein Splitscreen!“ Unkenrufe! Bullshit! Jahrelang standen Videospiele (zumindest unter Gamern) für geselliges vor der Glotze rumhängen.“Was? Du hast das neue Super Smash Bros? Um vier Uhr bei dir? Ich bring noch Kevin und Malte mit!“ Natürlich bei Chips und Cola. Soll das jetzt etwa alles vorbei sein? Nur weil Konsolen plötzlich online gehen können? Dabei waren es doch gerade die Konsolen, die diese spezielle Art der Geselligkeit aufgebaut und später damit sogar geworben haben.

Ja, ich habe einen Xbox Live Gold Account und ja, ich habe das neue Mario Kart online gespielt. Aber bringt es denn das selbe soziale Erlebnis wie es einstmals ein Goldeneye64 konnte? No “ effin` “ way! Zugegebenermaßen ist beispielsweise GTA4 online ein echter Knaller und das von mir noch anzutestende Modern Warfare ist wohl im Multiplayer DIE Offenbarung. Auch Battlefield 1943, das letztens auf XBLA erschien, ist wirklich … wirklich spaßig. Doch mal im Ernst: Sofern man kein Voicechat-Gejammer von dem eben übelst gep0wnten N00b durch einen elitären Skill0r-Headshot hört, ist das doch alles wie Singleplayer gegen Bots. Namenlose, stimmenlose Charaktere, denen man eventuell – wenn man gerade sozial drauf ist – versucht, anhand Ihres Nicknames ein Gesicht zu geben. Oder hat sich von euch ernsthaft jemand schon einmal eine Gamercard von einem dieser Namenlosen angesehen? Nicht wirklich? Ich auch nicht.

Das hat einen ganz einfachen Grund: Wenn wir online spielen, spielen wir nicht mit Freunden im Team, sondern einzeln für uns. Um unseren Score aufzubessern. Um diesen oder jenen Perk freizuspielen. Das haben die Macher von Online-Multiplayer-Titeln natürlich gerafft und belohnen und mit Rängen, neuen Waffen und anderen lustigen Features. Ich selbst habe damals Battlefield 2 am PC gespielt und war süchtig. Ich war aber auch allein. Klar gibt es da dein Team, aber spielen tust du nur für dich.

Spiele wie Battlefield 2 wären nun absolut nicht möglich im Spiltscreen, soviel ist klar. Aber ein Burnout? Criterion Games und EA dürften sich da ein bißchen verschätzt haben, da, vermutlich wegen public demand, irgendwann der Party Mode als DLC angeboten wurde, der nur ein schwacher Trost ist und natürlich auch kein Ersatz zu Splitscreen, da man abwechselnd nacheinander (!!!) spielt. Willkommen in der Steinzeit.

Was ist nun aber das Problem am Splitscreen? Sicher, kostet das Spiel mehr, kommt später heraus und sieht womöglich bei mehreren Screens nicht mehr so toll aus und all das. Aber einen der essentiellen Gründe, weswegen Videospiele so gesellig, spaßig und nicht zuletzt auch zu einem Thema für immer mehr Menschen geworden sind, einfach mit der wesentlich herzloseren Onlinevariante zu ersetzen ist nun wirklich eine schlechte Entscheidung. Diese Erfahrung, bei Chips und – da wir alle ja nun erwachsen sind – Bier mit ein paar Kumpels Plastikinstrumente zusammen zu bedienen oder zusammen in Gears Of War die Welt von Locust-Maden befreien oder jemandem eingangs erwähnten roten Panzer an den Latz zu knallen, ist nicht ersetzbar. Daher fordere ich: Mehr Games mit Splitscreen!

P.S.: Und als könnten die Jungs von Bizarre Creations meine Gedanken lesen, kommt bald der Funracer Blur mit Vierspielermodus. Danke, danke danke!