Flashback – Die totale Erinnerung…

Wir schreiben das Jahr 2004.
Klein-Toto sitzt in seinem Dachbodenzimmer auf der Ecke seines ausgezogenen Schlafsofas. Die Füße sind ihm eingeschlafen, doch das stört ihn nicht. Soeben hat er den Uberbrute Tartarus besiegt und schaut gespannt auf die Filmsequenz. Folgenden Dialog bekommt er zu hören:
Admiral: „Masterchief, you might telling me what your are doing on that ship?“
Masterchief: “Sir, finishing this fight!”
Der Bildschirm verdunkelt sich. “Hell Yeah”, denkt sich Toto, “let´s kick some serious ass!“

Dann erscheint der Abspann.
Totos Kinnlade sinkt auf Bodenniveau. Ebenso der Controller. Ein Gedanke formt sich in seinem Kopf, der Mund öffnet sich…

WHAT! THE! FUUUUUUUUUCK!?!

Das hämische Lachen seiner Freundin holt ihn endgültig in die schreckliche Wirklichkeit zurück…

Trauma

So, oder so ähnlich ging es vermutlich allen Spielern von Halo 2. Man muss schon sehr von sich überzeugt sein, den Leuten so ein Verarscheende zu präsentieren. Noch nicht mal der Endkampf wurde vom eigentlichen Helden des Spiels ausgefochten, sondern von seinem Sidekick.
Nach dem Spiel war ich jedenfalls so desillusioniert, dass ich mir nur noch ein Spiel für die alte X Box gekauft habe, im Jahre 2005. Sie war für mich gestorben, die Box, wegen eines einzigen Spiels und seinem dummen Ende.
Dann kam der Sommer 2006. Ein Bekannter hatte zu sich geladen, er wollte mir die neue X Box 360 zeigen. Skeptisch ging ich hin. Noch skeptischer wurde ich, als er mir unbedingt den Trailer zu Halo 3 zeigen wollte. Ich willigte ein und was soll ich sagen?

BÄÄÄÄM BÄDÄM.
Da war es wieder, das alte „wuuaaah, is des geil“ Gefühl, ausgelöst durch ein paar Noten des Halo Soundtracks. Sämtliche schmerzhaften Erinnerungen waren getilgt. Im Winter 2006 holte ich mir selbst die 360. Je näher der Erscheinungstermin rückte, umso mehr freute ich mich nun auf Halo 3.

Im September 2007 war es soweit. Im Vorfeld wurde das Spiel natürlich so hoch gehypt, wie sonst noch kein Spiel zuvor. Unterstützt durch eine grandiose Werbekampagne stiegen die Erwartungen selbstredend noch Höher.
Gucken wir doch mal, ob sie erfüllt werden konnten.

von Elton und „dem“ Gel

Das Spiel beginnt auf dem ersten Blick Sekunden nach Teil 2. In Wirklichkeit ist aber doch ein wenig Zeit vergangen zwischen beiden Teilen. Interessierte können sich die Lücke mit dem Lesen des Comics „Halo: Uprising“ aber gerne schließen.
Sei es drum, unser aller Lieblings Masterchief rast erstmal volles Karocho (unter einleitenden Worten von Cortana) auffe Erde und plumpst recht unsanft in den afrikanischen Busch.
Okay, für normale Leute wäre hier schon Sense, aber der MC trägt seinen Anzug nicht nur, um cool auszusehen, er beinhaltet auch ein paar nützliche Gimmicks.
So auch ein „Schutzgel“, welches das tut, wozu es erdacht wurde und unseren grünen Ritter nun,ähm…schützt. [Anm. v. H.Lekt0r: Ich trag mir vorher auch immer etwas Gel auf …]
Käufer der deutschen Version können sich in der nun folgenden Sequenz auf einen Cameo Auftritt von Elton freuen. Der spricht nämlich mehr schlecht als recht einen Marine.

Die erste Mission führt durch einen Dschungel, wo man halt die Steuerung wieder erlernt und erfreut feststellt, dass sich Halo 3 wieder Top steuert. So sollte sich gefälligst jeder Shooter steuern lassen auf ner Konsole!

Mitte der 2ten Mission (Evakuierung einer Basis) stellte sich aber ein leichtes Gefühl der Langeweile ein. Man rennt von A nach B, verscheucht nachhaltig die Allianz mit Blei, nur um wieder über C nach A zu hechten. Das war alles irgendwie etwas nervig.
Mit der dritten Mission kam dann endlich der 2te große Bestandteil der Halo Serie, nämlich der Warthog. Wieviel Spaß es doch macht, damit durch die Gegend zu heizen, um die Ecken zu driften und Gegner umzufahren, herrlich! Auch hier ein großes Lob an die Steuerung!
Die Level wurden jetzt angenehm vergrößert und man konnte auch mal über mehrere Kilometer hinweg gucken. Es folgte der erste „Mittelgegner“, ein turmhoher Scarabpanzer der Allianz. Und dieser Kampf ist einfach nur bombastisch. Man fährt mit mehreren Quads um den Scarab herum, währenddessen noch einige kleinere Allianz Panzer einen selbst und die eigenen KI-Kollegen auf dem Beifahrersitz mit ihren Raketenwerfern alles beschießen, was nicht menschlich ist. Just for the pleasure of it, befinden sich in der Mitte der Arena noch 2 Rampen, die zu Stunts einladen, was dann zu folgendem führte:
Ich fahre mit dem Quad über die Rampe, vollführe beim Sprung eine Schraube, lande mit allen vieren auf der Erde, zeitgleich schießt der KI Marine mit seinem Raketenwerfer und trifft einen feindlichen Panzer, welcher effektvoll und laut explodiert. Spontanejakulation.

Solche Momente kommen des Öfteren vor im Spiel, besonders wenn Fahrzeuge involviert sind.
Das Leveldesign ist aber manchmal nicht so gut zu überschauen, an 1-2 Stellen musste ich erst minutenlang suchen, bis ich den richtigen Weg fand. Auch der Level im Flood verseuchten Raumschiff ist eher dröge geraten, da er erstens aussieht wie ein umgemodeter P.R.E.Y. Level, zweitens wieder auf dem „Von A über B zu C zurück nach A“ Prinzip aufbaut und drittens halt recht unübersichtlich geraten ist.

Erwartungen

Hoffnung hatte ich ja auf das Finale. Große Hoffnungen. Malte ich mir nach der Werbekampagne doch eine richtig epische Schlacht aus, wo tausende Marines gegen eine Überzahl von Allianzaliens ihren letzten Mann stehen und man als Masterchief die Erde rettet und dabei den Märtyrertod stirbt. Okay, die Erde rettet man, zumindest wird einem das gesagt. Aber mich dabei so gefühlt, dass ich grad die Allianz besiegt, die Flood vernichtet und die Halo Bedrohung ad acta gelegt hab? Nö, das verspürte ich nicht.
Das ist meiner Meinung auch der größte Minuspunkt, dem ich dem Spiel geben muss. Sicherlich bin ich nicht ganz unschuldig, habe ich mir doch selber „mein“ Ende im Vorfeld gemalt. Aber hätte ich das auch getan, wenn die Werbekampagne was anderes suggeriert hätte? Wohl nicht. Ich weiß, ich bin jetzt etwas unfair, das Spiel kann ja nichts für die Kampagne. Ich war auch trotzdem den Tränen nahe, als der Abspann flimmerte. Ich hasse Abschiede von Charakteren, die mir ans Herz gewachsen sind, auch wenn’s nur ein flacher wie der Masterchief ist.
Aber dieses Gefühl, schon wieder verarscht worden zu sein, kam auch diesmal. Natürlich nicht annähernd so stark, wie bei Teil 2 und auch nicht sofort beim Start der Credits. Es schlich sich erst später in mein Bewusstsein. Ausgelöst durch falsche Erwartungen, die wiederum durch eine mißzuverstehende Hypekampagne geboren wurden.

Wie werde ich die Halo Trilogie also in Erinnerung behalten? Auf der einen Seite stehen richtig viele Stunden Spaß, Action, Multiplayerschlachten, der Warthog und und und.
Auf der anderen Seite steht das /*§$(%=! Ende von Halo 2 und das Ende von Halo 3, welches zwar nicht schlecht ist, aber wo meiner Meinung doch viel Potential verschenkt wurde.
Die Zeit wird es wohl zeigen.

Ker, jetzt hab ich gerade Multiplayer erwähnt, aber nichts näheres dazu gesagt. Hier also nur kurz: Der Multiplayer von Halo 3 sprengt den Rahmen, was man sonst so alles geboten bekommt. Zich Spielmodi, mit dem „Forge“ Modus eine Art Sandkasten für Leveltüftler, eine ausgezeichnete Unterstützung seitens bungie.net, wo man Fotos oder Filme hochladen und allen zeigen kann und noch einen 4 Spieler Co Op Modus, in dem man die komplette Kampagne gemeinsam zocken kann, Off- und Online. Hier ist also für wochen- bis monatelanges Spielvergnügen vorgesorgt.

„Auf die Innenseite des Ringes du kommst, Chief!“

So, ich hoffe, euch hat meine kleine Reise durch Haloland gefallen. Jetzt stelle ich mich noch der ultimativen Frage:

Was macht Halo so einzigartig, obwohl es teilweise so unzufriedenstellend erscheint?


Keinen Plan.
Plausibel kann ich’s für mich einfach nicht erklären. Es ist wie eine Art Energiefeld: Es umgibt uns, es durchdringt uns, es hält die Galaxi…oh, falsches Franchise.
Obwohl doch gar nicht mal so verkehrt. Ich würde meine Liebe zu Halo mit meiner Liebe zu Star Wars vergleichen wollen, jetzt nicht die Intensität, viel mehr die Art und Weise. Sowohl das Star Wars, als auch das Halo Universum beflügeln meine Phantasie. Es macht mir Spaß, tiefer in die Materie einzudringen, das erweiterte Universum zu studieren, nicht nur, was mir die Filme bzw. Spiele zeigen, auch das drumherum, was es so an Nebengeschichten gibt.
Ich tauche gerne dahin ab, vergesse meine Alltagssorgen und hab Spaß dabei.
Das ist es, was Halo (bzw. Star Wars) bei mir schafft und weswegen ich es so liebe.
Außerdem gibt es bei beiden coole Rüstungen und geile Musik! :D

Ach noch was, aber dann ist wirklich Schluß…

Der Hype ist ein Arschloch.