So großartig viele Indiespiele auch sind: Die meisten von ihnen werden lediglich durch den digitalen Distributionsweg und die daraus resultierenden geringen Betriebskosten profitabel. Das hat uns und kreativen, kleinen Entwicklern einige schöne Realisierungen neuer Spielideen ermöglicht, doch der Mediathekcharakter für das eigene Regal blieb davon unbeeinflusst. Für die Personen, die lieber etwas physikalisches in der Hand haben möchten, veröffentlicht der Publisher Headup Games aber seit geraumer Zeit ausgewählte Indiespiele auch als Boxed Version, bei denen meistens noch ein paar Goodes beiliegen. In der Vergangenheit haben wir uns Super Meat Boy angesehen, heute widmen wir uns Limbo, Terraria und Binding of Isaac.
Vorweg: Die Ausgaben von Headup Games sind keine Mega-Ausgaben, die für 80 Euro oder mehr über den Ladentisch gehen, sondern sie kosten nur zwischen 10 und 15 Euro. Zu diesem Budgetpreis, der beinahe gleichauf mit dem Downloadpreis ist, ist es bemerkenswert, dass sich der Publisher trotzdem jedes Mal große Mühe bei den eigenen Editionen gibt.

Limbo
Über dieses großartige Meisterwerk haben wir bereits in der zweiten Mehrspieler-Folge gesprochen. Damals noch zeitexklusiv für die 360 erschienen, kam es auch später für PS3 und PC. Die hier vorliegende PC-Fassung ist völlig identisch mit den beiden anderen Versionen, hat als Goodie aber noch einen anaglyphen 3D-Modus. Normalerweise bekommt man ja bei üblichen Farbbildern durch die blau/rot-Brille innerhalb von Nanosekunden Augenkrebs, aber da Limbo ohnehin „nur“ Schwarz-weiß daherkommt, ist der Effekt tatsächlich gar nicht so übel, wenn meist auch eher subtil. Sofern noch jungfräulich genießt man Limbo aber am besten erst einmal im vorgesehenen 2D-Modus.

Ich sag`s direkt: Von allen drei hier vorgestellten Ausgaben hat Limbo die mit Abstand schönste, weil minimalistische Aufmachung. Der schmale Schuber aus stabiler Pappe ist schlicht schwarz und hat ein Guckloch durch das man den Hauptcharakter sehen kann. Darüber befindet sich im simplen Weiß der Titel. Der USK-Sticker lässt sich spurenlos abziehen und die Banderole um den Schuber herum ist ein netter Touch. Sehr schön ist, dass die gesamten Systemanforderungen, sowie Barcode und das ganze andere obligatorische Zeug darauf untergebracht sind. Auf der Rückseite sind nur vier Screenshots und ein unvermeidlicher, kleiner Text mit dem ganzen Copyrightgedöns. Es sieht also insgesamt sehr edel aus, obwohl es eigentlich nur ein übliches Digipak ist.


Hier nur den Schuber und die Banderole.

Aus dem Schuber nimmt man folgenden Inhalt heraus:

Neben dem DRM-freien Spiel (Hybrid-DVD für Mac und PC) und dem Soundtrack (digital auf der gleichen Disc) auf DVD sind noch eine 3D-Brille aus Pappe, ein paar Artwork-Karten und ein Aufkleber dabei. Letzterer ist witzigerweise passgenau mit dem Apfellogo bei Macbooks. Da die Augen frei gelassen wurden leuchten sie dann im Betrieb. Die Disc ist auf einer stabilen Kunststoffspindel untergebracht.


Richtig schön sind die sieben beiliegenden Sammelkarten. Im Hause habe ich ein paar von diesen Ikea-Schranktüren, die man selbst dekorieren kann. Für solche Plätze sind die Karten ganz besonders geeignet, vor allem, wenn sich Artworks von anderen Spielen daneben gesellen.







Als Ersatz für eine Anleitung ist noch eine Karte dabei, die die Steuerung kurz erklärt. Als nötig habe ich diese Information eigentlich nicht empfunden. Schaden kann`s trotzdem nicht.

Insgesamt gefällt mir die Edition von Limbo ausgesprochen gut. Das Spiel ist ohnehin erhaben, aber wenn man Fan davon ist, wird man sich über die Artworks und den Soundtrack besonders freuen. Wenn es im Regal auch noch gut aussieht, kann man es einen Erfolg nennen.

Terraria
Ärgerlicherweise wurde Terraria lange Zeit fälschlicherweise als 2D-Klon von Minecraft beschrieben, aber das bezeichnet das facettenreiche, oft überraschende Sandbox-Spiel weder ausrechend, noch gerecht. Wir sind Euch zu diesem tollen Spiel eine Rezension schuldig, deswegen kurz und bündig: Metriodvania + Sandbox + RPG + Actionadventure + Multiplayer = Awesome! Sollte man zumindest einmal ausprobiert haben.

So cool es ist eine Boxed Version von Terraria zu haben, so enttäuschend ist leider die „Collectors Edition“ von Headup Games. Zunächst sind Boxart und Zitatsammlung schwer obligatorisch, auch wenn der Pixellook ziemlich niedlich ist.

Eine Bemerkung am Rande: Das Zitat von Gamestar ist mir direkt aufgefallen.
„Wo andere Spiele Witz und Originalität versprühen, trieft Terraria förmlich davon.“
Aha. Wo andere Spiele also toll sind, ist Terraria noch toller? Hmm. Wo Gamestar wenig Geist hat, hat Gamestar wenig Geist.

Zieht man die übliche DVD-Hülle heraus (die übrigens exakt das gleiche Cover wie die Papphülle hat … wieso?), so kommen neben dem Spiel auf Disc ein Schlüsselanhänger, ein Poster und zwei Trading Cars zum Vorschein.



Transportbedingt ist das Poster (DIN A3) gefaltet. Ihr kennt das sicherlich: Die Knickfalten werden leider auf ewig zu sehen sein.

Auf der Rückseite befindet sich ein anderes Motiv, welches mir deutlich besser gefällt.

Als digitalen Bonus gibt es noch ein exklusives Ingame-Pet. Das wars. Ich persönlich finde diese Ausgabe ziemlich müde, da sie im Prinzip kein reizvolles Extra gegenüber einem Download enthält. Der Schlüsselanhänger ist so ein welches Gummiding, der nach ein paar Tagen in der Tasche nebst schweren Metallschlüssel durch den Transport das Zeitliche segnet. Die Trading-Cards haben keinen wirklichen Nutzen und lassen auch den Reiz von Artwork-Karten vermissen und da man ohnehin Steam zur Installation benötigt, ist eine physikalische Version nur für die ganz beinharten Terraria-Fans reizvoll. Noch ein Downer, für den Headup aber nichts kann: Terraria ist nur in Windows spielbar.

Binding of Isaac
Der Name Edmund McMillen dürfte seit Super Meat Boy vielen Gamern ein Begriff sein und mit Binding of Isaac hat der gute Mann sich offenbar vorgenommen den Begriff „grotesk“ neu zu definieren. Auch hier sind wir Euch eine Rezension schuldig, weil das Spiel förmlich danach schreit, daher auch hier nur kurz: Der Roguelike-Dungeoncrawler ist faszinierend designt, inhaltlich übelst krank und vom Schwierigkeitsgrad fucking schwer. Aber diese Mischung macht´s.

Qualitativ befindet sich die Edition von Headup Games zwischen Limbo und Terraria. Auch hier ist das Gesamtpaket als übliche Amaray-Hülle mit Papphülle untergebracht. Das Cover ist ebenso obligatorisch mit allen erdenklichen Texten und Buttons gestaltet, kommt aber durch das Artwork aber signalkräftiger rüber als Terraria.


Witzig ist das Cover des Amaray im, ja, nennen wir es ruhig „Bibel-Look“.

Innen finden wir neben dem DRM-freien Spiel auf MAC/PC-Hybrid Disc (auf dem auch der Soundtrack digital vorhanden ist) noch ein Poster und ein geheftetes Artbook. Netter Bonus: Der Steam-Key, der rein optional ist.

Auch hier ist das DIN A3-Poster gefaltet. Knickfalten. Argh! Schade um das schön bizarre Horrormotiv.

Obwohl nur geheftet ist das kleine Artbüchlein … ach, eher „Art-Heftchen“ sehr sympathisch. Auf 40 Seiten sind allerhand Notizen und vor allem Skizzen von McMillen untergebracht, dessen künstlerischer Stil unverkennbar ist. Ähnlich wie beim Spiel musste ich wegen des eigenwilligen Humors oft Schmunzeln.





Insgesamt ist die Ausgabe von Binding of Isaac eine Spur schöner und durch das Heftchen auch interessanter bzw. lohnenswerter als bei Terraria. Den Edellook von Limbo hat es nicht, aber immerhin.

Headup Games nimmt ständig neue Spiele mit in sein Portfolio auf. Beispielsweise soll noch dieses Jahr eine physikalische Handelsversion von C.U.B.E. erscheinen, auf die ich mich als Freund von Ego-Puzzlern alà Portal besonders freue. Ich bin gespannt, ob wir in Zukunft noch einmal eine so feine Ausgabe wie bei Limbo bekommen. Die meisten Indiegames im Portfolio hätten es verdient.