Wie bitte? Wie kann das denn sein?
 Meinereiner, staatlich geprüfter und anerkannter Xbox 360 Spieler (read: Fanboy) hat noch kein Sterbenswort über mit die größte Spielereihe auf dieser Konsole verloren? Zum Teufel,
ich habe mir ja sogar das Logo auf meinem Körper verewigt, mit Permanenttinte.
Falls ihr euch das Teaserbild jetzt angeguckt habt: Jepp, das ist meine Wade :)

Nun denn, füllen wir diese Lücke mal aus, mit dem Abschluß der Trilogie, Gears of War 3.
Vorher aber noch ein paar Vorworte zu den Vorgängern:
Gears of War sorgte bei Erscheinen für ordentlich Furore, machte es das Deckungssystem in Third Person Spielen doch salonfähig. Sicher, Freedom Fighters integrierte dieses System schon 3 Jahre vorher, hatte aber nicht diesen Impact. Hinzu kamen wirklich krasse Grafiken auf der noch recht frischen 360, das „aktive Nachladen“, welches ein schnelleres Nachladen mit temporärer Schadenserhöhung ermöglichte und eine rege Online Community, die auf den Multiplayer Karten die Sau raus ließen. Nicht vergessen sollte man das ikonische Lancer Gewehr, welches eine Kettensäge unterm Lauf besitzt. Gott, ich wünscht, ich wäre so einfallsreich :).
Dies alles bescherte Epic und Microsoft einen RIESENhit und kurz darauf wurde bekannt, dass Gears of War eine Trilogie werden sollten.
Für den Nachfolger gab der sympathische Cliff Blesch…Bels…Cliffy B., seineszeichen Design Director bei Epic und geistiger Vater von Gears of War, das Motto „Bigger, Better, more Badass“ aus und sein Team gehorchte aufs Wort. Nur wenig musste im Gameplay verbessert werden, technisch wurde auch nur Feintuning betrieben, das Spiel wurde aber auch wieder richtig gut. Vielleicht ein bißchen zu Over the Top, da dadurch eigentlich wichtige, sentimentale Stellen doch eher deplatziert und unfreiwillig komisch wirkten. Siehe z.B. die Szene, in der Dom, nach Marcus Fenix (Fenix…I see what you did there, Cliff!) der 2te Hauptcharakter der Reihe, seine verschollene Frau wiederfindet.

Sei es drum, GoW2 wurde zum erwarteten Hit und die Fans warteten auf den Abschluss der Storystränge aus dem zweiten Teil.
Dieser wurde nun im September auf die Menschheit losgelassen.

I´m on a Boat!

Zwei Jahre sind seit dem Ende vom Vorgänger vergangen, Jacinto, die letzte Bastion der Menschen auf dem Planeten Sera, wurde den Fluten der Meere geopfert, um die Locusts, mit denen seit beinahe 20 Jahren Krieg herrscht, absaufen zu lassen.
Unsere Helden schippern derweil auf einem XXL Zerstörer über die 7 Weltmeere. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei, da ja der Plot weitergehen muss, weswegen unsere Entourage sich alsbald aufmacht, den schon lange als Verstorben geltenden Vadda Fenix zu finden (and I see a pattern).

Am Anfang fällt einem auch gleich 1, 2 Sachen auf: Geändert hat sich im Spielablauf so gut wie nichts, Gott sei dank. Es ist, als ob man in ein bequemes und gut eingelaufenes Paar Schuhe schlüpft, in seine Pantoffeln, meinetwegen.
Alles ist, wie es sein sollte, funktioniert, wie man es gewohnt ist und man es auch erwartet. Neuere Animationen fallen auch auf, so zieht Marcus z.B. neuerdings erst an einem Hebel, bevor die Kettensäge losrattert.

Sand im Getriebe?

Nach etwas längerer Spielzeit drang leider auch etwas anderes mehr und mehr in mein Bewusstsein:
Konnte man die Kampagne von Teil 1 und 2 bisher zu zweit durchspielen, ist dies nun im Quartett möglich. Dies bedeutet, wenn man es alleine spielt: Man wird ständig von 3 NPCs begleitet. Anfangs fand ich das echt praktisch, wenn man mal niedergemäht wurde, ein Kollege vorbeikam und mich wiederbelebte, mit einem sanften Klaps aufn Rücken.
Doch nach einer Zeit stellte ich eine Änderung in meinem Spielverhalten fest: Ich verzichtete öfter auf meine Deckung, stand auf freier Fläche rum und beharkte die Locusts von da. Ich mein, sterben konnte ich nicht wirklich, da ja sofort einer vorbei kam und mir auf die Beine half. Hardcore war zwar mein gewählter Schwierigkeitsgrad, doch fühlte es sich eher wien walk in the Park an.
Eine Verbindung zum Spiel wollte einfach nicht aufkommen, vielmehr stellte ich mir kleinkarierte Fragen, wie: „Wieso hat man das neu eingeführte Retro Lancer Gewehr bisher nie gesehen, wenn es doch in Teil 3 an jeder Ecke rumliegt?“ Captain Nitpicker übernahm immer mehr das Ruder, wo eigentlich mein Bedarf an virtueller Gewalt und übertriebenem, ironischem Machogehabe gedeckt werden sollte.

Mad World

Ich hatte im Kopf schon einen halben Verriss geschrieben, doch dann kam zum Glück die vielleicht emotionalste Szene der gesamten Serie um die Ecke.
Diese ist wirklich herzergreifend und 1a ins rechte Licht gerückt, regelrecht cineastisch. Schon mehrmals habe ich sie mir auf Youtube seit dem gegeben und bin immer wieder gleich berührt.
Von da an ging der Nitpicker in mir ins Bett und war nicht mehr gesehen. Das Spiel hatte mich nun endlich gefangen genommen und ich konnte auch Momente, die vorher waren, genießen, wie z.B. die Augustus Cole Sektion, mit einem wirklich coolen Traum/Realität Mischmasch Akt.

Was danach alles kam: Astrein. Sei es ein creepy Level in der ersten Stadt, welche vom Hammer of Dawn zerstört wurde, die Einführung der Farben Blau und Grün ins Gearsiversum oder das wirklich würdige und befriedigende Ende der Saga.
Dies ist nämlich, soviel sei gesagt, nicht auf einem Cliffhanger aufgebaut, wie einem anderen großen Franchise (kannst ruhig rauskommen, Master Chief), sondern erinnerte mich mehr ans Ende von Die Rückkehr der Jedi Ritter.
Die wichtigen Fragen werden alle beantwortet, man hat das Gefühl, etwas geleistet zu haben und das Kapitel „Gears of War“ erfolgreich beendet zu haben. Auch die Charaktere haben eine Reise beendet und dabei an Erfahrung gewonnen. Das Spiel lässt einem mit einem gut gemeinten „Tomorrow Never Dies“ Gefühl zurück, um mal ein weiteres Franchise hier reinzuquetschen.

Im Nachhinein ist Gears of War 3 für mich der nahezu perfekte letzte Abschnitt eines großen Spielerlebnisses. Klar, ich hätte es besser gefunden, wenn die Immersion bei mir schneller stattgefunden hätte. Auch ein herrlicher Over the Top Level, wie der Wurmlevel in Teil 2, hat mir ein wenig gefehlt, unterm Strich bleibt aber der emotionalste und vielleicht beste Teil der Serie.

Achja, Multiplayer hats natürlich auch :)

Spoiler: Marcus Fenix weint keine Männerträne.