Wenn ich das Wort „Jumper“ höre, dann fällt mir zunächst der Frosch ein. Eins von diesen kleinen glubschigen Tierchen, die sich in Prinzen oder Prinzessinen verwandeln, wenn man sie küsst. Dieser märchenhafte Hintergrund muss wohl auch in meinem Unterbewusstsein gerade dominant gewesen sein, als ich mir für eine einstellige, daher eher wenig schmerzhafte Summe die Filmversoftung „Jumper“ bei eBay geschossen habe. Von dem Spiel habe ich vorher nur die übelsten Sachen gehört: Es sei das mit Abstand schlechteste Spiel für die X-Box 360, vielleicht sogar eines der schlechtesten Spiele überhaupt. Diese fast euphorisch ausformulierten schlechten Meinungen über „Jumper“ haben mich neugierig gemacht. Und ich mache mir generell immer selbst ein Bild, als auf andere zu hören. Das ist mein Glück – oder manchmal eben auch mein Pech.

ziemlicher Quark

In diesem Falle wohl eher Pech, denn die Umsetzung des gleichnamigen, durchaus sehenswerten Films, der wiederum auf einem Buch basiert, ist tatsächlich so ziemlich das schlechteste, was ich bisher spielen durfte. Wir sprechen hier von einer Liga, in der sich auch die Spiele zu „Tiger & Dragon“ oder „Charlie`s Angels: Full Throttle“ befinden. Ein Niveau, das sogar noch unter den durchschnittlichen Davilex-Produktionen liegt. Ich drücke mich mal anders aus: Wenn „Autobahn Raser“ die Schuhsole ist, dann ist „Jumper“ der Dreck darunter.
Dabei sind die Voraussetzungen gar nicht schlecht: Man schlüpft in die Rolle von Griffin, einer Nebenfigur aus dem Film, und jagt rund um den Globus den Mördern seiner Eltern hinterher. Er ist wie der Hauptdarsteller des Film einer von den titelgebenden Jumpern. Das sind Menschen, die aufgrund einer genetischen Anomalie die Fähigkeit haben, sich mühelos von einem Ort zum anderen auf der Welt teleportieren zu können. Den Paladinen gefällt dies aus religiösen und moralischen Gründen aber nicht, daher versuchen sie schon seit dem Mittelalter die Jumper auszurotten.

Sich überall hin und her beamen zu können, das klingt doch gerade für ein Videospiel ziemlich vielversprechend. Tatsächlich ist die Grundidee der Entwickler auch richtig gut: Das Spiel stellt sich als Brawler vor, in dem Griffin die Möglichkeit hat, seine Gegner von allen Seiten angreifen zu können. Dabei wird ein anvisierter Gegner mit einem Cursor markiert, der sich in die vier Himmelsrichtungen aufteilt. Bereiche die gerade rot markiert sind, werden von dem Gegner gerade gedeckt und sollten daher nicht angegriffen werden, da Griffin sonst in seiner Combo unterbrochen und zu Boden geworfen wird. Momentan ungeschützte Bereiche sind grün markiert. Prügelt man also immer auf Grün ein, liegt der Gegner recht schnell auf allen Vieren.
Das pfiffige Grundkonzept des Kampfsystems wirkt zu Beginn noch erfrischend, doch je weiter man voranschreitet, desto offensichtlicher werden die Schwachpunkte des Gameplays. Zum einen verliert man schneller als einem lieb ist die Übersicht, sobald mehr als zwei Gegner um einen herum stehen, da sie dem Protagonisten zum Verwechseln ähnlich sehen. Zum anderen braucht man wirklich nicht mehr zu tun, als auf die Knöpfe zu dreschen. Es gibt durchaus Combos und nette Moves, die man ausführen kann und die bei Erfolg motivieren, doch Timing, Richtungen mit dem Steuerkreuz oder wirklich herausfordernde Tastenkombinationen sind nicht gefragt. Da man nach einer Zeit vor lauten gleich aussehenden Figürchen eh nicht mehr sieht, was genau auf dem Schirm abgeht, konzentriert man sich quasi von automatisch auf die Markierung und reagiert nur noch auf die Farben. Das spielt sich im Endeffekt dann sogar noch stumpfer, als es sich liest.

ziemlich geschmackloser Quark

Da „Jumper“ rundum mit dem Konzept eines Brawlers entwickelt worden ist, hat das Spiel ansonsten nicht viel zu bieten. Man drückt höchstens mal einen Schalter, um eine Tür aufzumachen, ansonsten prügelt man lediglich seine Widersacher weg. Das ist gerade wegen der theoretischen Fähigkeit des Teleportierens jammerschade, weil man mit dieser Grundlage atemberaubende Fights hätte realisieren können. Das Spiel ist davon aber weit entfernt.
Wer schon einmal einen Brawler gespielt hat, wird nach etwa vier Stunden „Jumper“ hinter sich gebracht, dabei aber noch nicht einmal wirklich etwas spannendes erlebt haben: Mehr als die eingangs erwähnte Grundgeschichte bietet das Script des Spiels nicht. Griffin tötet den Mörder seiner Eltern, und das wars. Hier und da mal ein wenig Geplänkel, aber es gibt keine Wendungen, keine weiteren Hintergründe, schlicht fast null Story, obwohl Griffin auf allen Kontinenten dieser Welt unterwegs ist. Das emotionale Highlight dürften die gelegentlich eingestreuten, schwarzhumorigen Finishing-Animationen sein, die nach manchen Gegnern abgespielt werden: Griffin teleportiert diese dann ratzfatz an einen gefährlichen Ort und lässt sie dort zurück. Beispielsweise in ein Auto, was gerade in der Schrottpresse sitzt, oder in das Innere eines gerade gestarteten Teilchenbeschleunigers.

Ansonsten ist das Spiel so schlecht, wie alle behauptet haben. Ach, eigentlich sogar noch schlechter. Die gesamte Grafik zum Beispiel macht eher den Eindruck eines Prerenderings als eines finalen Produktes. Die Animationen sind so grazil wie Strichmännchen im selbstgezeichnetem Daumenkino und jede öffentliche Toilette versprüht mehr Lebendigkeit und Charme als die dilletantisch aus einer handvoll Polygonen zusammengewürfelten Umgebungsgrafiken. So statisch und hölzern hat schon lange kein Spiel mehr ausgesehen. Surft mal auf Youtube und sucht nach einem Video der 360-Version. Selbst nach diesem Artikel werdet ihr Euch immer noch ungläubig die Augen reiben.
Sowas wie eine Akustik scheint es auch kaum zu geben. Die Klopperei wird untermalt von gefühlten vier Schlag- und einem Teleportiergeräusch. Begleitet wird das von sich ständig wiederholenden, lahmen One-Linern. Fürs übrige hat man sich offenbar damit abgefunden einfach die originale Filmmusik von John Powell im Hintergrund dudeln zu lassen. Die klingt immerhin gut, aber unterm Strich ist das einfach zu wenig. Die ziemlich schwache audiovisuelle Aufmachung ist aber nicht das Hauptproblem von „Jumper“, sondern das selbst für meine Begriffe zu stumpfe, zeitweise sogar unübersichtliche Gameplay.

Naja: Quark!

Den Ruf als eines der schlechtesten Videospiele aller Zeiten hat sich „Jumper“ also redlich verdient. Für die allermeisten Spieler dürfte der Titel die grösste Zeitverschwendung seit langem sein. Tja, so ist aus dem Frosch am Ende also doch kein schönes Spiel geworden, sondern sogar eine richtig hässliche Kröte.