Ja, da haben wir uns Zeit gelassen. Und es ist uns noch nicht einmal peinlich. Denn mit diesem Abstand von einem Vierteljahr hatten wir genug Gelegenheit gehabt uns von den Hypes am Jahresende zu erholen. Wir sagen Euch, welche Spiele uns ganz persönlich am besten und am wenigsten gefallen haben.

The Beatles: Rock Band
Nee, wat is datt schön! Nicht nur, dass die Beatles eine meiner Lieblingsbands sind und der Titel daher ohnehin ein Pflichtkauf war, nein, das Spiel ist auch einfach fantastisch geworden! Harmonix hat mit diesem Beatles-Rundum-Wohlfühlpaket großartiges geleistet und macht meiner Meinung nach sowieso die besseren Notenhighways als Neversoft. Und wer SO viel Liebe zum Detail in die Hintergrundanimationen steckt, auf die sowieso niemand achtet, die Instrumente so hochwertig und originalgetreu umsetzt und sein Spiel um MASSENHAFT Insider-Infos, Foto- und Videomaterial und Deratiges bereichert, muss ein wahres Genie sein. Ich muss zugeben, meine Fähigkeiten an der Gitarre lassen sehr zu wünschen übrig, aber wenn ich als Ringo Starr-Verschnitt antrete, ist es geradezu eine Freude (anscheinend auch für die Nachbarn, die unter uns wohnen…).

1 gegen 100
Als exklusive Dreingabe für Xbox-Live-Goldmitglieder hat Microsoft den ersten glaubwürdigen Ausblick darauf gegeben, wie interaktives Fernsehen jenseits von 0190-Abzocke aussehen könnte. Es macht schon irrsinnigen Spaß, sich online mit Freunden und Fremden zu messen. Wenn man es bei den wöchentlichen Liveshows dann auch noch auf die Bühne schafft, gibt’s endgültig kein Halten mehr.

 

Flower
Irgendwie ist es ja immer wieder eine recht schwierige Aufgabe, einen einzigen persönlichen Spielefavorit aus einer schieren Anzahl an guten Titeln zu wählen, die in einem Jahr heraus gekommen sind.
Nun, passend zum Beginn eines neuen Jahrzehnts blickt man doch gern zurück auf das Jahr 2009; ist es doch ein relativ kleines Spiel im Gegensatz zu den großen Blockbustern wie Uncharted 2, Left for Dead 2, Modern Warfare 2 (ja, ja, die berüchtigten Fortsetzungen =]), welches mein persönlicher Toptitel geworden ist: Flower.
Wo hat man schon mal die Möglichkeit, Blüten in den unterschiedlichsten Farben im Wind schweben zu lassen oder ganze Wiesen zum erblühen zu bringen. Flower ist so unaufregend aufregend, weil es mit seiner phantastischen Einfachheit zu überzeugen weiß. Immer wieder hab ich mich dabei sehr entspannt gefühlt, nach einem anstrengenden Arbeitstag einen Abend lang das Schicksal des Windes zu lenken. Ob von sonnigen Blumenwiesen oder Feldern bei Nacht, ob von Windrädern getrieben oder von der Technik gejagt, Flower ist bei jedem weiteren Durchgang einfach noch atemberaubend schöner. Bei näherer Betrachtung mag dem aufmerksamen Spieler sogar die ein oder andere Trophäe in die ‚Hände‘ fallen, wenn überraschenderweise ein Geheimnis freigeschaltet wurde, weil man einfach nicht genug vom Spiel mit dem Wind bekommen konnte. Die Bildsprache des Spiels allein ist schon traumhaft, aber erst durch die wunderbaren Melodien entfaltet sich die komplette Faszination von Flower. Ergänzend dazu die leichte, fast ‚brisenhafte‘ Steuerung des six-axis Kontrollers und die Reise des Windes fließt wie feine Butter.

Risen
Mein absolutes Highlight in diesem Jahr ist natürlich Uncharted 2. Aber da ich ja vor kurzem erst darüber geschrieben habe, hier meine Alternative: Risen von Piranha Bytes. Als alteingesessner Fan der Gothic Serie (Ja, auch Teil 3) war ich auf das neue Baby der Ruhrpöttler aus Essen sehr gespannt. Naja, sie haben mich nicht enttäuscht. Risen ist genau das Rollenspiel geworden, das ich erwartet habe. Ich brauche nämlich eigentlich keine großartigen Innovationen, um Spaß zu haben. Solange der Umfang stimmt, das Gameplay Laune macht und das ganze liebevoll zusammengesetzt wurde, ist mir gleich, dass das Spiel seine technischen Limitationen hat, oder, das ganze wie ein karibisches Remake (oder Nachfolger) von Gothic wirkt. Viele stellten dies bisher immer als negativ dar. Ich finde jedoch, dass es auch seine Vozüge haben kann, ein gutes Rollenspiel unter anderem Namen weiterzuführen.Des weiteren ist Risen für mich ein persönliches Rollenspiel. Persönlich, weil es viel mehr auf den Spieler und eine nachvollziehbare Umgebung zeigt, aber trotzdem dabei fantasievoll bleibt. Nicht viele andere Rollenspiele schaffen es, diese intime Verbindung zwischen NPC, Spieler und Spielwelt herzustellen. Glaubwürdigkeit ist das Zauberwort. Wert- und Moralvorstellungen, sowie gesellschaftliche Probleme werden hier nicht so extrem aufgebauscht oder mit kindlich naiven Floskeln versehen. In Risen wirkt es einfach glaubwürdiger, wenn dich ein einfacher Mann aus den Slums bittet, einen Schlafplatz für seine kranke Frau zu suchen, als wenn du in irgendeinem Japano-Rollenspiel mit 12 jährigen Blumenmädchen gegen aufgeblähte Mischungen aus Dessert und Luftballon kämpfst. Tja, bei Piranha Bytes Rollenspielen ist es für mich eben wie mit Büchern von Christopher Moore: Wenn die Qualität ähnlich bleibt, können von mir aus noch etliche erscheinen.

Cursed Mountain
Für mich sind 2009 erstaunlich viele Spiele erscheinen, die sehr meinen Geschmack getroffen haben. Killzone 2, Flower, Prototype oder Motorstorm: Artic Edge, um mal ein paar prominente Beispiele zu nennen. In kaum einem Jahr habe ich mir so viele neue Spiele zugelegt wie 2009. Irgendwie war da die Waage zwischen den Underdogs (wie z.B. The Path) und den Mainstream-Titeln für mich genau richtig und ich wurde von beiden Seiten gut bedient.
Wenn ich so zurückblicke, dann war es allerdings keine von den Blockbustern, die mir am meisten Freude bereitet haben, sondern zwei Wii-Titel, die weniger Beachtung gefunden haben. Mit „Rabbits Go Home“ konnte ich mich köstlich amüsieren. Seit „Day of the Tentacle“ habe ich nicht mehr so herzhaft bei einem Videospiel gelacht, obwohl die Spiele mit größeren Humoranteil in den letzten Jahren (glücklicherweise) wieder etwas zugelegt haben. Aber mein persönliches Spiel des Jahres ist „Cursed Mountain“.
Ja, da schlackern die Ohren von selbsternannten professionellen Kritikern, aber für mich hat das Survival Horror-Spiel genau die richtige Mischung aus Wii-lastiger Steuerung, düsterer Atmosphäre und Exploration gehabt. Keine Splattereffekte, keine tausend Meter hohen Genmutationen, keine aufgezwungenen Innovationen und keine infunktionale Open World-Mechanik. „Cursed Mountain“ war ganz straight und hat sich in seinen 8 Stunden Spielzeit schlicht auf sein erstklassig recherchiertes Setting und der stets ansteigenden Dramaturgiekurve konzentriert. Dabei war das Spiel nur so gruselig wie man selbst Fantasie hatte – aber offenbar ist das bei den meisten Gamern schon weggebrannt: Der Entwickler Sproing ist wegen der schlechten Kritiken und mangelnden Verkaufszahlen mittlerweile am Ende.

Professor Layton u. d. Schatulle d. Pandora
Nicht falsch verstehen: Die Abenteuer des Professors und seinem kleinen Gehilfen finde ich ganz, ganz groß. Wirklich. Den ersten Teil verschlang ich geradezu pausenlos, spielte alle „Häuser“ frei und ließ nichts aus. Sogar die Story fand ich richtig gut. Doch „Die Schatulle der Pandora“ konnte mich nicht im geringsten so fesseln wie Nummero uno. Lag es an zuvielen Schiebe- und Zahlenrätseln (wegen der ich manchmal wirklich dachte, ich sei einfach nur zu doof!), an der plötzlich dagewesen deutschen Synchronisierung oder an der wirklich hahnebüchenen Story? Kann ich nicht sagen. Vielleicht wurden auch einfach nur meine zu hohen Erwartungen nicht erfüllt.

Silent Hill: Homecoming
Ein aus Versatzstücken zusammengemixter Survival-Horror-Cocktail mit schwacher Technik und ohne eigene künstlerische Vision. Nicht ohne seine guten Momente, doch insgesamt der frustrierende Tiefpunkt einer Serie, die ehemals einem festgefahrenen Genre eine erfrischende Richtung aufgezeigen konnte. Einziger Lichtblick im Nebel ist der gewohnt erstklassige Soundtrack von Serienurgestein Akira Yamaoka.

 

Shin Megami Tensai – Imagine Online
Noch schwieriger, als einen Favoriten zu finden, stellt sich mir die Suche nach einer Enttäuschung aus dem Jahre 2009 raus. Mir kommt dabei nur ein einziger Titel in den Sinn, obwohl ich diesen nur sehr gering testen konnte: Shin Megami Tensei – Imagine Online.
Eigentlich hatte mich zunächst die Nachricht, dass ein Spiel der Megaten Reihe auch als kostenloses MMORPG umgesetzt werden würde sehr erfreut. Doch schon beim Starten des Tutorials stellte sich nichts als Langeweile ein. Triste Grafiken, hölzerne Animationen und stumpfe Musik. Sicherlich werden jetzt einige aufrufen: „Was willst du denn? Ist doch ein kostenloses Online-Spiel.“ Sicher, dem ist so. Jedoch zeigen einige kostenlose Vertreter aus dem Online RPG Bereich, dass es auch besser geht. Imagine fand ich dann auf Dauer eher fad. Ich weiß auch nicht, ob es an meinen Spieleinstellungen oder der Beta lag, aber das Bild sah in jeder Auflösung gestaucht und hässlich aus. Die Menüs überlappten sich ständig und waren zu unübersichtlich. Das Einzige, was noch einen recht intuitiven Eindruck erweckte, waren die Kämpfe in Echtzeit. Die Zähigkeit der Steuerung und die völlig uninteressanten Areale nahmen mir aber dann wieder den Spaß an der Sache.

F.E.A.R. 2
Als ich das erste Mal davon hörte das Monolith einen inoffiziellen Nachfolger zum (Horror-)Shooter F.E.A.R. entwickelt, war ich mäßig begeistert. Der erste Teil stand für mich immer im Schatten des ausgezeichneten Condemned (auch von Monolith), das im Gegensatz zum angeblich besseren (wer das behauptet gehört in den Schraubstock aus Condemned 2) F.E.A.R. auch wirklich mal gruselig war. Doch als dann die Demo von F.E.A.R. 2 Project Origin erschien und das ganze dann auch offiziell als Nachfolger betitelt werden durfte, änderte sich meine Meinung erstmal schlagartig. Die Demo war der Hammer. Endlich schienen die Jungs und Mädels aus dem F.E.A.R-Team bei Monolith kapiert zu haben was ein echtes Horrorgame ausmacht. Dieses übermächtige Gefühl das man stets alles unter Kontrolle hat, nahmen die Entwickler mal kurz raus und schoben dafür eine dichtere Erzählstruktur mit wirklich gruseligen Momenten hinein, die aber gar nicht aufgesetzt wirkten. Das Gameplay blieb dabei angenehm rasant und das Setting wirkte nicht so trist wie der graue Bürokomplex aus dem ersten Teil. Soweit so gut. Als das fertige Spiel dann erschien, kam rasch die Ernüchterung. Die Demo war nämlich ein dreister Zusammenschnitt der besten Momente im Spiel. Alles wirkte auf einmal so in die Länge gezogen. Klar, sind die tollen Passagen aus der Demo vorhanden, aber wenn man die paar nimmt, und ein paar weitere, nicht ganz so gute mit einstreut, füllt man noch lange keine Spieldauer von 6-8 Stunden. Der Rest des Spiels ist nämlich nichts weiter als ein netter Shooter, mit ein wenig mehr Abwechslung als beim Vorgänger. Sicherlich ist F.E.A.R. 2 ein unterhaltsames Spiel, aber es ist lange nicht das geworden was ich mir nach der Demo erhofft hatte. Die Krone der Horrorshooter bleibt weiterhin bei Condemned 2!

Silent Hill: Homecoming
Das für mich persönlich enttäuschendste Spiel war „Silent Hill:Homecoming“. Das hat Michi auch schon erwähnt, aber das Spiel hat auch mich so sehr entgeistert, dass ich um eine Doppelerwähnung gar nicht rum komme. Keineswegs ist diese sehr verwestlichte Variante des Silent Hill-Themas ein schlechtes Horrorspiel. Im Vergleich zu anderen steht Homecoming sogar noch ziemlich gut da, weil das Spielsystem ganz gut funktioniert, das Pacing gut angelegt ist und es neben der gewohnt düsteren Grundstimmung auch viele Highlights zu entdecken gibt. Beispielsweise hat das Spiel die mit Abstand besten Bosskämpfe der gesamten Reihe. Die Höllensequenzen sind stellenweise atemberaubend gut. Und zum Glück geben ein paar Wendungen zum Ende hin der zumindest rubusten Geschichte den entsprechenden Silent Hill-Flair.
Das Problem bei Homecoming ist aber alles dazwischen. Die Geschichte erlaubt sich peinliche Patzer die nahe an der Lächerlichkeit sind; in Leerlaufphasen merkt man stark, dass die Entwickler oft nur kopiert statt inszeniert haben und die visuelle Umsetzung ist – bis auf die allermeisten Sequenzen in der alternativen Welt – schlicht eine Ohrfeige ins Gesicht. Eine tolle Grafik ist kein Garant für ein tolles Horrorspiel, doch wenn Charaktere und Objekte aussehen wie Playmobil-Modelle, die sich weder in die Landschaft fügen, noch miteinander harmonieren möchten, stellt man Konamis Qualitätskontrolle durchaus in Frage. Das schlimmste ist aber: Die Figuren können mit ihren Plastikzähnen und Kastanien-Augen nicht im geringsten Emotionen glaubwürdig transportieren.