Es ist schon erstaunlich: Da hat LucasArts nach vielen, vielen Jahren endlich die Chance etwas anderes als ein Star Wars-Spiel zu entwickeln … und heraus kommt ein Sci-Fi-Shooter, der generischer nicht sein könnte. Von den Rüstungen, stereotypen Charakteren, des schon in tausend Varianten erzählten Szenarios der zerstrittenen, geteilten USA über die millionenfach gesehenen Fahrzeuge, bis hin zu den Naturlandschaften, die mit strategisch relativ sinnlos platzierten Militärbasen im Future-Look dekoriert worden sind: Fracture mutet wie die Kopie einer schlechten Sci-Fi-Serie an, die wiederum schlechte Sci-Fi-Kinofilme kopiert hat. So viel schamloser Mut zur Einfallslosigkeit ist beinahe beneidenswert.

Man könnte diesen 3rd-Person-Shooter im Prinzip ungespielt wieder zur Seite legen, wären da nicht drei Argumente, die ihn trotzdem angenehm spielbar machen. Der erste und ausschlaggebende dürfte das Terraforming sein. Neben dem üblichen Sortiment an Waffen ist dem Spieler auch die Möglichkeit gegeben seinen Feinden im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen wegzureißen. Oder ihnen eine Welle aus Erde entgegen zu schleudern. Man kann sich selbst eine Deckung bauen, oder Gegnern selbige wegnehmen. Noch witziger: Granaten, die ein Loch in der Erde erzeugen, und umliegende Objekte mit einem Mini-Tornado an sich reißen. Der Witz wird noch lustiger, wenn man mit richtigem Timing eine Sprenggranate in den Mix wirft. Die Terraformig-Mechanik ist zwar nicht immer wirklich strategisch einsetzbar, weil das Spiel es meistens verpasst das Element sinnvoll in das Leveldesign einzubauen, aber das macht das entstehende Chaos nicht weniger unterhaltsam.

Das zweite Argument ist die gute Spielbarkeit. Fracture macht nichts neu, aber es macht ebenso nichts falsch. Es ist eine simple, gut steuerbare Fast Forward-Ballerei mit ein paar Geschicklichkeits- und Fahrzeugeinlagen, die nicht wirklich der Rede wert sind. Hier wird geschossen und erst später gefragt, ohne dass die KI-Gegner ein nennenswertes Hindernis darstellen. Das ist zwar unterm Strich relativ anspruchslos, aber auf selben Wege recht entspannend, wenn man gerade ein solches Spiel zum Abschalten nach einem langem Tag braucht. Maßgeblich für diesen Effekt trägt aber schließlich das dritte Argument bei: Die Musik. Sie ist heroisch, antreibend, episch. Sie unterstützt den erderschütternden Marsch des Helden durch die Gegnerhorden mit viel Inbrunst. Das kommt besonders gut, wenn mehrere hundert Meter große Roboter bestiegen werden, oder es gegen Ende zur großen, finalen Schlacht kommt. Kein Wunder eigentlich, denn neben Chad Seiter und Chris Tilton hat auch Michael Giacchino den Soundtrack komponiert. Zu Recht hat der Mann zahlreiche Preise gewonnen und trägt erfolgreich zu vielen Serien-, Spiel- und Filmproduktionen bei.

Fracture
Es klingt und spielt sich also gut, und man kann kleine Berge versetzen. Naja, eher Hügel. Fracture ist für Freunde der gepflegten Ballerei durchaus einen Blick wert, wenn sie ihre Ansprüche ein paar Etagen runter schrauben. Oder tiefer buddeln. Mit Terraforming vergraben. You get the idea.
5Gesamtwertung