Manchmal führen einfach blöde Ereignisse doch noch zu was Gutem.
In meinem Fall ist es der Release von Mass Effect 3. An sich nichts schlimmes, doch wollte ich vorher noch mal ein paar DLCs für Teil 2 kaufen, einfach, um in das Mass Effect Universum wieder einzutauchen und um die Lücke zwischen beiden Teilen erzählerisch zu schließen.
Was braucht man also? Points, Bingo. Gesagt getan. Ausgestattet mit genügend Punkten machte ich mich auf zum Marktplatz. Vorher wollte ich noch schnell Mass Effect 2 installieren. Nach erfolgter Installation startete ich das Spiel…
…und wunderte mich darüber, dass ich nur ein Neues Spiel starten konnte, aber kein altes laden.
Nähere Inspektion ergab, dass ich meine alten Mass Effect Spielstände nicht auf die neuen Konsole übertragen hatte. D´OH!!! Kann ich also einen neuen Charakter erstellen und Mass Effect IN EINEM RUTSCH (read: 150 bis 200 Spielstunden) durchspielen. Gut, habe ich erstmal nach hinten verschoben. Bis ich meinen Spielstapel durch hab, gibt’s den Abschluss der Trilogie bestimmt schon in der Spielepyramide…

Nun hatte ich zwar genug Credits, um Han Solo bei Jabba The Hutt freizukaufen, aber keinen Platz für einen großen Karbonitblock, weswegen ich mich aufmachte, diese anderweitig zu reinvestieren.
Schnell stieß ich auf Alan Wake – American Nightmare. Kein zweiter Teil, aber auch kein „kleiner“ Download Titel, wie The Writer und The Signal, die Zugaben für Alan Wake

From dusk …

American Nightmare startet, wie viele Tage enden: Abends Fernseh gucken, dabei genüsslich einschlafen und das Unterbewusstsein veranstaltet die tollsten Dinge mit den eigenen Träumen, anhand dessen, was so in der Glotze läuft. Hier ist es Barry Wheeler, seines Zeichens bester Freund Alan Wakes und neuer Produzent der Old Gods of Asgard, der sympathischen Rentner Rockband.
Aber träumt Barry nur, oder ist es doch mehr? Zumindest morpht man nun in Alan hinein, der in einer selbst geschriebenen Night Springs Folge festsitzt. Kenner des Hauptspiels geht allein bei diesen Zeilen schon das Herz auf.

Für Nichtkenner sei schnell erklärt: Night Springs ist eine Fernsehserie im Alan Wakeversum, thematisch ähnlich, wie Outer Limits oder Twilight Zone.
Und eben dieses Setting wird klasse umgesetzt. Spooky, eery, aber auch mit einem Hang zu HÄ?-Momenten – all das ist American Nightmare. Dazu noch ne gute Mischung Pulp, Grindhouse und Lola Rennt. Eine bärenstarke Atmosphäre, die sich die Jungs und Mädels von Remedy da zusammengeschraubt haben.

Zur Story: Alan Wake findet sich in Night Springs wieder, der Titel gebenden Stadt, im Herzen von Arizona, wo sich Hillbilly und Redneck Gute Nacht sagen. Der böse Doppelgänger Alans, Mr. Scratch, dient als Antagonist, als Fallensteller. Eure Aufgabe lautet natürlich, den Fallen zu entgehen und den Spieß umzudrehen. Als Orte dienen ein Motel samt Diner, Tankstelle und Ölfeldern; ein Observatorium und ein Autokino – alles wunderschön passend inszeniert.

The Poet and the Muses

Gameplay wise hat sich nicht wirklich was geändert zum Hauptspiel – warum auch? Die ständige Hatz nach den Besessenen mit Taschenlampe und Revolver kickt auch weiterhin. Auch die eingestreuten Zeitlupen, beim ducken und nach Erledigung des letzten Feindes, fügen sich schön stylish ins Spiel ein. Dazu gesellen sich interessante Nebencharaktere, in jedem Abschnitt eine Frau (you see…being a Writer is a chicks magnet), welche gut vertonte Dialoge von sich geben.
Nebenbei sollte man auch immer ein Auge auf die verstreuten Manuskriptseiten werfen, die zum einen viel Hintergrund zur Story liefern, zum anderen aber auch Zugang zu neuen, stärkeren Waffen gewähren. Die Waffen stellen für mich den Grindhouse / Pulp Anteil des Spieles dar. Unter ihnen befinden sich u.a. ne Nagelpistole, ein M16 Sturmgewehr oder eine Armbrust. Sicher, hat schon was, aber ich bin lieber mit der guten, alten Schrotflinte + Revolver (später Magnum) Kombination durch Night Springs geschlichen.
Neue Feinde stellen sich einem auch in den Weg. Hier erfindet Remedy einige coole und neue Gestalten, wie den Splitter, der sich bei Lichteinfall mehrfach…öhm…splittet. (surprise und so) oder eine Gegnerart, die sich in einen Schwarm Raben verwandeln kann. Was hatte ich für nen Spaß, als ich mal in ner Gruppe von Splittern eine Leuchtfackel zündete.
Leider gibt es nun auch Spinnen. Spiders. Why did it have to be Spiders? Ernsthaft, ich HASSE Spinnen. Spinnen sind der Grund, weswegen ich Dark Messiah nie durchgespielt hab. Fickt euch, Spinnen!

Relativ schnell (den kompletten Titel hat man in 3-4 oder 5-6 (wenn man alle Manuskriptseiten suchen möchte) Stunden durch) kommt man ans Ende des Autokino Levels…und dann?

Rückblendenhumor

Dann findet sich Alan Wake in Night Springs wieder, der Titel gebenden Stadt, im Herzen von Arizona, wo sich Hillbilly und Redneck Gute Nacht sagen. Der böse Doppelgänger Alans, Mr. Scratch, dient als Antagonist, als Fallensteller. Eure Aufgabe lautet natürlich, den Fallen zu entgehen und den Spieß umzudrehen. Als Orte dienen ein Motel samt Diner, Tankstelle und Ölfeldern; ein Observatorium und ein Autokino – alles wunderschön passend inszeniert.

Verwirrt?
Ja?
Gut!
So ähnlich geht auch American Nightmare vor. Es gibt diese 3 Orte und jeder wird insgesamt 3mal besucht. Dies ist auch gleichzeitig der größte Kritikpunkt, den man anbringen kann. Backtracking ist noch nennt gemeint, im Grunde macht man jeweils 3 mal das Gleiche. Sicher, kleine Unterschiede gibt es von Level 1A zu Level 1B, doch ist das Ziel immer gleich. Nahezu grotesk wird es, wenn man ein und das Selber Schalterrätsel 3mal machen muss….gleichzeitig ist es auch das einzige Rätsel im gesamten Spiel.

Doch trotzdem…es passt irgendwie ins Konzept und stellt auch eine willkommene Abwechslung dar. Es erinnert stark an eine typische Outer Limits/Twilight Folge, oder gar an Lola Rennt.
Herrlich surreal das Ganze, gemixt mit ner starken Portion Action, vielleicht nen Tacken zu viel Action sogar.
Zum Ende hin wird das ganze aber auch etwas zu zügig abgearbeitet. Ich hätte mir zum Beispiel noch ein Gespräch mit der Frau im Autokino gewünscht, doch blieb dies unerfüllt. Sie stand einfach nur im Raum und ließ sich nicht zu etwas verbaler Lippenakrobatik überreden.

Am Ende wird das Ganze aber zufriedenstellend aufgelöst. Manche Fragen werden beantwortet, manche nicht. Alan Wake halt und das ist gut so.
Das Spiel lebt auch von seinen Nebensächlichkeiten, wie den Radio und TV Aufnahmen, die man sich in jedem Level zu Gemüte führen kann. Am Radio lauscht man verschiedenen Interviews. Die sind zum einen witzig (Barry & Old Gods of Asgard) zum anderen traurig (Alice, Alans Frau).
Die TV Ausschnitte hingegen…die sind psycho. Mr. Scratch spielt hier die Hauptrolle und lässt uns an seinen Taten teil haben. Das erinnert sehr stark ans Joker Homevideo aus The Dark Knight und geht unter die Haut.

Noch Vier Worte zur Musik: Poets Of The Fall.

Neben dem Story- bietet American Nightmare noch einen Arcademode. Hier muss man sich gegen Wellen von…HORDE! Ganz genau, Alan Wake erhält einen, inzwischen obligatorischen, Hordenmodus. Zwischendurch vielleicht mal nett, aber, da man es nur alleine Spielen kann, wird’s ziemlich schnell ziemlich öde. Schöne Areale hat es aber.

… till dawn

Nun, American Nightmare ist kein vollständiges Spiel, das merkt man. Doch es ist ein super Spiel, würdig, den Namen Alan Wake in sich zu tragen. Die 1200 Points sind für Fans des Spiel eine Muss-Investition, auch wenn es nur fast die Länge einer Call of Duty Kampagne hat.
Die Tatsache, dass ich hier fast mehr schreibe, als ich es für manchen Vollpreistitel getan habe und tun werde, sollte auch dafür stehen, wie gut dieser Arcade Titel ist und wie gut man darüber reden kann.
Alan Wake Fans greifen ohne Bedenken zu. Nicht Alan Wake Fans…naja, die sollten schnell zu Alan Wake Fans werden :)

 

Übrigens hat sich Micha mit dem Manu bei breakfast@manuspielts auch über das Spiel unterhalten. Zusätzlich hat er noch etwas geschrieben.