Alle Trophäen eines Spiels geholt. Ich hätte nie gedacht, dass mir Contrast dies bescheren würde. Für mich war es am Anfang ein Beiprodukt. Ich hatte frisch meine PS4 gekauft und natürlich einen PS+ Account erstellt. Contrast war, neben Resogun, das zweite Gratisspiel zum Launch der Konsole. Fast schon mit nem Seufzer ala „wenn´s denn sein muss“ startete ich das Spiel. Es war ja gratis, dann kann ich es mir ja mal ansehen. Ich sollte es nicht bereuen, soviel kann ich schon mal verraten. Ich hatte es ja schon kurz im Jahresbericht 2013 erwähnt, doch möchte ich dem Spiel noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken. Jetzt, zur spielearmen Jahreszeit, kann man das ja mal einstreuen. Dann zapfen wir doch noch mal meine Erinnerungen an.

Shadow Walker
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Contrast entführt den geneigten Spieler in ein stilisiertes Paris der 20er Jahre. Es geht um ein kleines Mädchen. Sie ist allein gelassen, die Familie zerrüttet. Nachts flüchtet sie sich in eine Traumwelt. In dieser hilft ihr eine junge Frau, Hinweise zu sammeln und ein dunkles Geheimnis zu lüften. Man lernt fast gar nichts über diese Dame. Woher kommt sie? Was genau ist sie? Wie heißt sie? Was möchte sie? Nichts davon wird erwähnt und trotzdem kommt sie einem vertraut vor. Sie ist die klassische Protagonistin, die in einem Film Noir Streifen ins Büro des Detektivs tritt: Geheimnisvoll, unnahbar, stark und verletzlich zugleich. Mit ihr werden wir das Spiel verbringen, werden mit ihr den Sprung zwischen Schatten- und Realwelt meistern und so Puzzles und Rätsel lösen, um schließlich Licht ins Dunkeln der Storyhintergründe zu bringen. Das Spiel ist eine Komposition aus Licht, Schatten und Film Noir-Elementen, wie z.B. Kriminalität und einer zynischen Sichtweise. Die Story fesselt, man möchte herausfinden, was wem genau zugestoßen ist und was die Motive der handelnden Leute ist. Dies alles geschieht vor dem Hintergrund eines maroden Paris´, welches einem Labyrinth gleichkommt. Sowohl sinnbildlich, als auch wortwörtlich in den Spielverlauf integriert. Die Geschichte entwickelt sich dabei Stück für Stück. Es werden immer wieder Brotkrumen verteilt, die gerade so wohl dosiert sind, dass sie zwar wenig preisgeben, aber doch genug, um am Ball zu bleiben. Beispielsweise offenbart die Unbekannte auch mal ihren Namen: Dawn. Man wird selbst zum Detektiv, der die Beweise und Aussagen zu einer üblen Tat sammelt, analysiert und zum Schluss zusammen setzt.
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Streng genommen ist Contrast nicht unbedingt das technisch beeindruckendste Spiel, doch Art Design, als auch die Lichtkomposition sind so schön und maßgeblich für die Stimmung, dass eines der bemerkenswertesten und konsistentesten Gesamtbilder der letzten Zeit entsteht. Großartig dabei ist, wie das Spiel es versteht seine visuelle Gestaltung in die Spielmechanik einzubinden, indem des Dawn als Schattengestalt förmlich in die Wand gleiten und über Silhouetten wandern lässt.

Crime, My Sweet
Circa 5 Stunden dauert dieses Abenteuer und ich war gleich gewillt, die Reise ein zweites Mal anzutreten. Dieses Mal mit dem Wissen, wie es endet. Sich auf Details zu konzentrieren, zu achten, wo vielleicht das Ende schon angedeutet wird, oder ähnliche Dinge. Auch beim zweiten Durchlauf hielt sich das Niveau im oberen Bereich und ja, so manche Andeutung konnte man jetzt besser verstehen und einordnen. Es ist aber kein Sommerspiel. Contrast sollte man spielen, wenn es draußen dämmert, die Tage mehr grau in grau daher kommen, es regnet oder schneit. Das ist eine perfekte Umgebung, in der es noch einmal eine Schippe Atmosphäre drauf legt. Vielleicht noch leise Jazz Musik im Hintergrund laufen lassen und dann mit innovativen Schattenspielen einem kleinen Mädchen und einer jungen Frau helfen, ihre Fragen zu beantworten. Es ist auch ein Spiel, worüber ich gar nicht so viel schreiben kann, aber auch nicht will. Nicht, weil es nicht viele Worte verdient hätte, sondern weil man es schon selbst erleben sollte. Deswegen mache ich es nun wie Dawn, bleibe still und genieße die Erinnerungen an ein schönes Erlebnis.
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Contrast
Für Film Noir-Freunde ein schönes Zuckerli für die graue Jahreszeit, welches in eine traumwandlerische Welt entführt. Es gibt zwar technische Mängel, doch die werden durch die schön erzählte Geschichte wortwörtlich in den Schatten gestellt.
8Gesamtwertung